Der erste Donaukanal Hecht

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Trickyfisher
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Der erste Donaukanal Hecht

Beitrag von Trickyfisher » 28.01.2020, 13:33

Hallo Kollegen
Ich les jetzt schon seit einiger Zeit mit bei den "alten Geschichten" und wenn ich so nachdenke, ich hätt soviel auf Lager, das würde einen ganzen Stammtischabend füllen, ich werd wohl demnächst auch mal die eine oder andere zum besten geben müssen.
Wie ich jetzt die Geschichte von den "Lettenwürmern gelesen habe, kommen die ganzen alten Erinnerungen wieder hoch, war bei mir zwar Mitte der 80er, aber der selbe Ort und vermutlich auch die selben Leute, eben der Donaukanal bei der Urania.
Nachdem endlich der heißersehnte 14. Geburtstag gekommen war, durfte ich endlich ein "vollwertiger" Fischer sein und bekam von meinen Eltern die Lizenz für den Donaukanal, meine allererste Lizenz.
Wann immer die Zeit es zuließ, saß ich in der U Bahn Richtung Schwedenplatz und begann meist schon vor lauter Vorfreude meine Ruten noch im Waggon zu montieren, zum erstaunen der anderen Fahrgäste.
Bei der Urania angekommen, mußte erst einmal das übliche Ritual durchlaufen werden, dass da hieß, der Jüngste geht zu Würstelstand Bier holen.
das ich damals erst 14 war, war kein Problem, weder für die Kollegen noch für den Würschtelstandler.
Dann saßen wir alle, Schulter an Schulter und badeten unsere roten, grünen und gelben Korkschwimmer und hier und da bekam einer tatsächlich einen Fisch an den Haken, Brachsen, Aiteln, Nasen, "Gangln" (Nerfling) usw., der mit gekonnten Schwung mit der Rute aus den Wasser gehoben wurde und dann im Plastiksackerl verschwand, mitgenommen wurde damals Alles, beim Gedanken an das versiffte Wasser damals grausts mir immer noch.
Dann kam mal der Appetit auf "mehr", als mir ein Kollege von einen alten Hecht erzählte, der "da drüben" gleich neben der Mauer stehen würde, mind. 8Kg schwer und "dick wiea a Autorafn", der musste es sein.
Am nächsten Tag wurde angegriffen, mein jüngerer Bruder musste mit als Kescherhife. Schnell war ein kleines Lauberl gefangen, an den Drilling gehängt und dann direkt an der Mauer ins Wasser gelassen, als Schwimmer diente ein Weinflaschen Kork.
Und tatsächlich, plötzlich war er weg, der Kork. Mit zitternden Händen wartete ich ein paar Minuten, wie´s damals üblich war, dann wurde angeschlagen und der Fisch hängt. Nach kurzen Drill wars dann soweit, mein Bruder kletterte vorsichtig auf einer Notleiter herum und konnte den Hecht tatsächlich keschern, dann lag der "Riese" endlich vor uns, zwar keine "mind. 8Kg" schwer aber mit "unglaublichen" 60cm. für uns Buben ein Ausnahmefang, und kurz darauf gesellte sich noch einer mit gut 55cm dazu.
Als dann die Kollegen mitbekamen, was bei uns los war, versammelten sich alle bei uns, der "blade Koarl", der "dreckige Peppi" und wie sie alle hießen und bestaunten unseren Fang, um dann unverzüglich zum Streiten anzufangen, wer mir den nun das Fischen beigebracht hätte.
Es war einfach eine unglaubliche Zeit damals, voller Abenteuer und Erlebnisse, noch heute gehe ich manchmal dort vorbei, klettere zum Wasser runter und erinnere mich an damals.
Ok, ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen, mehr gibts demnächst.
TL
Johannes
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Re: Der erste Donaukanal Hecht

Beitrag von Romario » 28.01.2020, 14:01

wieder eine superschöne Geschichte aus dem alten Wien
und erst die typen - "der Blade Koal" und der "dreckige Peppi" - herrlich!
ich kannte mal ein Brüderpaar beim Fußballspielen im Käfig der späten 70er Jahre - die nannten alle ob ihrer geringen Körpergrösse "die Bemmerln" :)
danke jedenfalls und rück ruhig raus mit weiteren Geschichten!!
greets

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Re: Der erste Donaukanal Hecht

Beitrag von Lupus » 28.01.2020, 17:46

Ganz super Geschichte !

Und was ich nicht geschrieben habe, aber bestens in Erinnerung, war das "Bierholen". Ich schleppte von irgendeinem kleinen Geschäft im 3. Bezirk die Kiste Bier runter zum Fischplatz bei der Urania und durfte als Belohnung auch 2 Bier saufen.

Hechte waren tatsächlich im Kanal, nur befischte ich sie nicht, da ich auf Hecht nur am Stürzlwasser fischte, was mein "Sonntags und Wochenendwasser" war.

Sehr gut hast Du auch die Stimmung eingefangen von dort. Die muss dann also Mitte der 80er Jahre , wo ich nicht mehr dort fischte, noch ganz ähnlich gewesen sein.

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