Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Fluss und Bach
meigo1234
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Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von meigo1234 » 22.12.2019, 10:15

hallo,

an alle interessierten und kenner/innen,

wieso sind die lizenzen für die schönen fließgewässer wie schwarza, erlauf, etc. so dermaßen teuer?
was ist da seitens der verwalter die argumentation?
was sind gründe dahinter?

selektion durch kapital?
in folge naturschutz, weil wenige leute fischen?
mangelndes demokratiebewusstsein, und statt kommunalem wasserrecht, eher ein verständnis von privatem/herrschaftlichem wasserzugangsrecht?
bei öfg und anderen erinnert das alles sehr an die jagdwelt. preislich und auch in bezug auf die machtstrukturen.

könnte sich da in absehbarer zukunft etwas daran ändern? eine öffnung und billigere lizenzen, dafür eine noch gründlichere prüfung der schutzregeln und dem richtigen verhalten am wasser.

ich habe eu weit lediglich den vergleich mit frankreich. da ist das eine ganz andere sache und sehr fair. es gibt auch in salmonidenrevieren jahreskarten um 100€, regionenübergreifend, die man auch ohne prüfung erhält. prüfung bzw kurs halte ich allerdings schon für richtig, um die leute zumindest ein bisschen mit waidgerechtem fischen vertraut zu machen.
in frankreich wird fischen schon bewusst und artgerecht, aber wesentlich lockerer, freier und offener für die bevölkerung verstanden. private teiche gibt es zuhauf, aber die föderalen gewässer sind auch eine menge und fair verwaltet.

dann gibt es ja noch so länder wie norwegen oder schweden. braucht man da überhaupt irgendwas? oder trifft das nur auf einheimische zu?

direkt konnte ich hier leider nichts finden, als allgemeine diskussion. aber falls das thema schon abgearbeitet wurde, bitte ich um hinweis.

danke
lg
michael

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buscapee
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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von buscapee » 22.12.2019, 10:38

Ich denke man kann jetzt Frankreich und Österreich so nicht direkt vergleichen. Ähnlich wie Schweden. In unserer Geschichte blieben Land und Fischereitechte historisch gesehen halt entweder bei der Kirche oder beim Adel bzw. deren Erben. In Frankreich ist sehr viel in Staatsbesitz. Und leider ergibt die Nachfrage und das sehr begrenzte Angebot den hohen Preis! Viel verstörender finde ich ja die parzellieung der Fischereirechte diverser Seen vorallem in Kärnten. Unpackbar!
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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von meigo1234 » 22.12.2019, 11:32

danke für die antwort.
ja, also so eine vermutung hatte ich auch schon, da liegst du wohl richtig. aber vergleichen kann man das denke ich dann schon direkt. es ist einfach ein anderes verständnis, wem das wasser eigentlich gehört ... den bürgern oder privaten. ähnliche problematik kennt man ja auch mittlerweile von den öffentlichen seezugängen, und dass hier immer mehr privatisiert und kommerzialisiert wird...

das problem der massenanstürme besteht natürlich, aber man sollte darauf nicht mit derart elitären mechanismen reagieren. sehr schönes fischen ist somit für sozial benachteiligte ausgeschlossen. das material ist ja oft günstig gebraucht zu bekommen, und das wissen um technik und waidrecht auch im internet leicht zu sammeln. aber die lizenzen sind eine große benachteiligung.

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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von RäuberFloh » 22.12.2019, 12:49

Die Preise sind von Angebot und Nachfrage bestimmt. Auch von der Anzahl der Lizenzen die man als Bewirtschafter her geben darf bzw. will. Gerade Schwarza und Erlauf sind von Wien auch noch gut erreichbar und werden nicht als Massenreviere für jedermann bewirtschaftet, dann würde der Fischbestand wohl keine Freude mehr sein.
Vor allem werden Preise aber durch denjenigen der das Fischereirecht verpachtet, bestimmt. Da kann der Pächter/ Bewirtschafter so wie Zb in vielen Fällen die Öfg nichts dafür. In vielen Fällen besitzen eh. Adelige,Grossgrundbesitzer, die Kirche und die ÖBF die Fischereirechte.
Wie das in anderen Ländern aussieht, kann ich nicht beurteilen.
LG Flo
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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von meigo1234 » 22.12.2019, 16:15

danke für den kommentar.

alles gut erklärt, allerdings sind das alles keine argumente, dass es so bleiben muss. ist ja nicht in stein gemeißelt. aber auf jeden fall danke für die darstellung.

angebot und nachfrage sollten meiner meinung nach beim fischen im öffentlichen raum keine rolle spielen, weil der grund und boden ja im endeffekt ohnehin vom steuergeld der bürger bezahlt wird (forst, gelände-förderungen, etc.). wenn dann zu viele leute fischen sollte eher an eine no-kill und schonhaken regel gedacht werden, oder ein gutes online-system für gäste, und beschränkten tageskarten pro gast pro jahr.

es ist ja leider wohl vergeblich, ein jammern, aber trotzdem etwas verstörend, sobald man mal in anderen ländern fischen war (wo es natürlich auch in manchem ausland solche situationen gibt ...).

"adel", kirche; machtblöcke, die in einer modernen demokratie nicht mehr so stark die nutzung des öffentlichen raums durch die bevölkerung diktieren sollten, aber das wird halt jetzt sehr kontrovers ...

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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von salmo.trutta » 22.12.2019, 20:38

Lieber Michael,

ich muss Dir sagen dass Du Dich da leider gewaltig irrst. Es handelt sich bei den Fischreirechten nicht grundsätzlich um öffentliches Eigentum. Der Grundbesitzer ist i.d.R. auch der Eigentümer des Fischerreirechts bzw. kann das Fischreirecht auch unabhängig vom Grundbesitz in Privatbesitz sein. Der größte Grundbesitzer des Landes die ÖBf AG sind zwar 100% im Eigentum der Republik aber haben im Interesse des Eigentümers auch eine Dividende zu erwirtschaften. Der Umstand das Gemeinden oft die Eigentümer/Verpächter von Fischereirechten sind, hat eher was damit zu tun das Land i.d.R. vielen kleinen Grundbesitzern gehört, woraus kein zusammenhängendes Revier bzw. Fischereirecht entsteht. Diese Gemeinden verpachten aber i.d.R. an Privatpersonen oder Vereine aus der Umgebung.

Die Preise für Tages- und Jahreskarten sind, wie schon angemerkt wurde, ein Ergebnis von Angebot und Nachfrage auf einem freien Markt. Es gibt hier soweit ich weiß keine Regulierungen. Nicht alle (ich denke die wenigsten) Bewirtschafter sind bei ihrer Preisgestaltung Profitmaximierer, insbesondere weil viele gar nicht kommerzielle Interessen haben (zB Vereine). Ein hoher Preis führt zwar zu wenig verkauften Karten und entsprechend geringen Umsätzen, aber dafür hat man seine Ruhe und ein tolles Gewässer. Die ÖFG z.B. hat ganz bewußt an vielen Gewässern relativ hohe Preise, dafür aber auch sehr gut gepflegte Gewässer. Insbesondere die Tageskarten sind teuer, warum, weil die Tageskartenfischer gar nicht die Zielgruppe sind. Man will mit den TK den Leuten oft nur die Chance geben sich ein Revier anzusehen, bevor eine Jahreskarte gekauft wird. Jahreskarten sind zum Teil auch teuer, aber wenn man sich die Rabatte für Jungangler, Studierende und Ehepartner anschaut, dann ist es halb so wild. Ich hab mir mal vor vielen Jahren ausgerechnet wie man ein Gewässer "bewirtschaften" müsste um damit Geld zu verdienen, ich kann Euch sagen es ist fast nicht möglich. Ich gebe zwar selbst keine 100 Euro für eine Tageskarte aus, aber wenn ich mir überlege was eine Ski-Tageskarte kostet oder was ausgegeben wird für Golf, Reiten, Jagd (!!!!!), etc. dann sind die Preise für Angelkarten nicht grundsätzlich überteuert.

Der Vergleich mit Frankreich, der Schweiz oder Italien und noch ein paar anderen Ländern mit Lizenzsystem ist vollkommen unmöglich, weil in Österreich, Deutschland, UK, etc. hier eine komplett andere rechtliche Grundlage, ein Reviersystem vorliegt. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Ein Lizenzsystem ist günstig, aber die Fischbestände oft ärmlich, ohne weite Wege und lokales Fachwissen ein Erfolg sehr schwierig. Ein Reviersystem ist teuer, der Zugang oft eingeschränkt (niemand ist verpflichtet überhaupt Jahres- oder Tageskarten auszugeben) dafür sind die Bestände oft dichter.

LG Tobias
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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von salmo.trutta » 22.12.2019, 20:42

Achja, und das sind alles Argumente das es so bleiben muss, weil alles andere wäre eine glatte Enteignung.

LG Tobias

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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von fuschlsee0 » 22.12.2019, 20:58

Das ist eine ganz einfache Rechnung! Schau mal, wie viele Salmonidengewässer es gibt und schau mal, wie viele Fischer gerne Salmoniden fange würden. Am besten auch gleich viele, viele pro Jahr...
Salmonidengewässer sind halt sowas wie Trüffeln unter den Fischereimöglichkeiten. Trüffeln werden auch nicht verschenkt und die Besitzer wissen halt um ihre Schätze. Entweder sie verlangen direkt viel für die Karten, oder sie haben hohe Pachtpreise. Bezahlt wird´ja von den Fischern.
Leider (!) unterliegt auch das Fischen den schnöden Marktkriterien (die dann euphemistsich als "frei" bezeichnet werden).

Im Endeffekt ist es so, dass die Fischereimöglichkeiten auf Salmondien nicht ausreichen, was die Nachfrage nach diesen betrifft---also steigt der Preis.
Man sollte eher darüber schimpfen, dass man diese Juwelen zu wenig achtet bzw. geachtet hat und rundherum vieles zerstört wurde. Und jetzt schau ma blöd!
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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von zwi » 22.12.2019, 21:16

Hallo Michael!

In jungen Jahren wäre ich Deiner Argumentation gefolgt. Heute habe ich doch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel und bin doch weit herumgekommen und so sehe ich das heute anders. In Österreich haben wir trotz zahlreicher Verbauten noch immer einige der schönsten Reviere auf dieser Erde, die noch dazu eine quliatativ gute Fischerei bieten und trotz allem sind viele dieser Reviere ueber Tageskarten der Öffentlichkeit zugänglich, das ist nicht selbstverständlich.

Zwi
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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von meigo1234 » 22.12.2019, 21:22

lieber tobias,

danke für deine ausführliche antwort.
:danke:
das les ich mir dann gleich nochmal durch ...

du hast mich aber zu beginn falsch verstanden. ich hab nie das gegenteil behauptet. ja, ich weiß, dass viele gewässer in privatbesitz sind, aber gerade das finde ich ja problematisch. privatleute können natürlich die dynamik des freien markts spielen lassen, aber dass sich nichts daran ändert, dass so viele schöne gewässer von privat vermietet werden, finde ich eher ärmlich. wie schon angedeutet, natürlich ein sehr kontroverses thema, aber das is eh klar.

bei mir ist es nicht unbedingt der fall, aber angenommen eine person mit extrem schwachen sozialem background würde gerne in der schwarza forellen fischen ... hat das zeug, aber kann einfach nicht dort fischen ... aber nur aus dem grund, weil ihm/ihr die nötige kohle fehlt. das ist in meinen augen schon ein problem. und der vergleich mit dem schifahren hinkt denke ich sehr stark. weil ja der aufwand der aufgezuckerten skiareal, ohnehin ziemlich daneben, extreme kosten verursacht ... was man der pflege eines natürlichen gewässers nicht sagen kann. wo doch die eigentlich essentiellste pflege ohnehin von der staatlichen infrastruktur übernommen wird.

gerade erst wieder durchgestöbert beim hejfish ... beispiel: mürz - kapellen. tageskarte 150 €, jahreskarte 1500 €. dieses gewässer fließt ganz einfach durch österreich, befindet sich auf unser aller boden, und die besitzrechte sind maximal überbleibsel aus längst vergangenen und absolut undemokratischen zeiten.

wenn du bergsteigen gehst, musst du dann eintritt zahlen?

fischen ist natürlich ein wenig anders ... aber was wäre mit einer strengen trennung.

teuer > mitnehmen und lizenzen wie gehabt
günstig > no-kill, schonhaken, und ausgeklügeltes lizenzvergabesystem mit beschränkter tagesanzahl pro person. das kann doch nicht so schwierig sein, und würde sicherlich die anglerei in österreich um einiges öffnen, wegbringen vom jägersmief und eine gesunde community aus allen schichten schaffen. ich hab es auch in frankreich erlebt, wie schön das sein kann, wenn die leute ohne viel aufwand fischen können. natürlich gibt es dort auch kehrseiten wie leergefischte bäche, etc. aber das wäre eben über ein lizenzsystem regelbar ...

und noch einen exkurs dazu:
wo müsste man eigentlich ansetzen, wenn man in diese richtung etwas verändern will?
heimische politik vermutlich, wobei da gerade bei der momentan am zug stehenden övp die lobby der konservativen traditionalisten und revier-besitzer/innen bzw. draufsitzer/innen gut vernetzt ist
über die eu, als definition, dass sich die bestimmungen für das recht auf fischen in den verschiedenen ländern egalitärer gestalten ...

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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von meigo1234 » 22.12.2019, 21:34

rein aus interesse

weiß jemand, der mitließt, aus erfahrung, wie es in der schweiz geregelt ist.

hab nur kurz angelesen, dass es getrennt ist, in freie gewässer, mit naturköder-bestimmungen, und in pacht-lizenzen ... die aber vergleichsweise günstig sind. wär auch eine überlegung wert in österreich. gewässer, die wirklich nicht gefährdet sind lizenzfrei zu machen, schon mit prüfung und schein, aber ohne gebühr. dann größere gewässer mit kleiner gebühr; und dann hat man auch in summe etwas mehr geld, wenn man tatsächlich mal einen einzigen tag in einem salmoniden-revier fischen will.

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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von salmo.trutta » 22.12.2019, 22:41

Lieber Michael,

es geht nicht darum die Dynamik des freien Marktes spielen zu lassen, sondern dass jeder von uns über sein Eigentum im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben frei verfügen kann. Wenn ich mein (Pacht-)Gewässer nicht jedes Wochenende mit 100 anderen teilen will, oder auch mein Jahreskartengewässer nicht mit 25 Tageskartenfischern, dann kann ich auch einen entsprechenden Preis verlangen bzw. bezahlen. Das sich hier nichts ändert ist eine subjektive Einschätzung von Dir, ich meine es hat sich in 50 Jahren sehr viel verändert. Und es kann sich in den nächsten Jahren auch viel verändern, weil zB einige teure Gewässer rasch an Attraktivität verlieren können und der Druck auf andere noch stärker werden kann.

Natürlich kann man grundsätzlich darüber sprechen was Mitmenschen mit geringeren finanziellen Möglichkeiten, ermöglicht werden sollte und wie. Das ist aus meiner Sicht aber kaum eine Frage der Fliegenfischerei, sondern eine der Bildung, der Gesundheit und des Wohnens. Als Schüler und Student waren mir sehr viele Gewässer in Österreich auch zu teuer und die ÖFG war für mich ein Syndikat, aber vom erfolgreichen Fliegenfischen hat mich das nie abgehalten. Du würdest ja auch nicht behaupten jemand mit „extrem schwachen sozialem hintergrund“ sollte unbedingt auch einen Tesla fahren oder in einer Villa wohnen können, oder?

Die essentielle Pflege der Gewässer wird NICHT von der staatlichen Infrastruktur übernommen. Wie kommst Du darauf? Wie meinst Du das? Mürz – Kapellen ist nur ein Revier, gepachtet von einem Angelgerätehändler, wahrscheinlich von den Bundesforsten. Du kannst oberhalb (Neuberg – bei Übernachtung) und unterhalb (ÖFG - Mitgliedschaft) günstigere Karten bekommen, aber auch dazwischen gibt es Privatreviere, wo oft ein paar (lokale) Fischer gemeinsam sich ein eigenes Revier gepachtet haben. Da gibt’s zB Fälle wo die sagen, wenn Du aus dem Ort bist, kannst mitmachen, wenn nicht, nicht. Ist auch nicht fair.

Nein, es ist nicht „unser aller Boden“, wir sind Bürger dieses Landes, aber wir haben keinen Besitzanspruch auf den Boden. Straßen sind öffentlich, aber sie gehören uns nicht. Wir bezahlen Steuern und Abgaben damit wir Straßen benutzen können. Es ist ein Irrglaube, dass es Boden gibt der niemanden bzw allen gehört. Und Besitzrechte sind nicht grundsätzlich ein Überbleibsel längst vergangener und undemokratischer Zeiten, Besitz ist ja nicht undemokratisch. Monarchismus ist längst vergangen und undemokratisch. Was Du meinst ist, dass man im Fall von Adel und Kirche die Frage stellen könnte, wann und wie diese Besitztümer entstanden sind, allerdings sprechen wir hier nicht primär von Fischereirechten, weil ganz ehrlich, die sind wirtschaftlich betrachtet ein Pappenstiel.

Danke für das Beispiel mit dem Bergsteigen. Ja, man zahlt keinen Eintritt, auch beim Wandern im Wald nicht. Das ist im Forstgesetz geregelt. Der Wald kann zu Erholungszwecken von Jedermann betreten werden (Speergebiete ausgenommen). Dieses Betretungsrecht ist aber keine Selbstverständlichkeit, sondern soweit ich weiß war es ein historischer Deal (Versicherungsschutz im Gegenzug). Es gibt Länder (zb UK) in welchen der Grundbesitzer Erholungssuchende aussperren und Eintritt verlangen kann, aber dies ist häufig aufgrund der Fläche technisch gar nicht machbar.

Wie gesagt es gibt Vor- und Nachteile in beiden Systemen. In der Schweiz ist es in der Tat ein Mischsystem. Der Vorteil im Revier/Pachtsystem ist, dass es für jedes Revier auch einen zuständigen Bewirtschafter gibt, der sich zB (eher) um die Einhaltung der Regeln kümmert. Im Lizenzsystem (eine Lizenz welche zum Fischen in allen Fließgewässern der Steiermark berechtigt) ist die Kontrolle durch die öffentliche Hand wahrzunehmen. Das funktioniert nicht immer gut. In Skandinavien aber sicher sinnvoller, als bei uns.

Ein Recht auf Fischen? In Österreich ist das Fischereirecht Ländersache, also wenn Du etwas ändern willst, musst Du mit den Landesregierungen sprechen. Aber ich hab es Dir schon einmal gesagt, Du sprichst hier von Enteignung! Man kann mit mir über fast alles sprechen, aber wenn schon Enteignung dann dort wo es wirklich um Lebenswichtiges im Sinne der Allgemeinheit geht (pharmazeutische Patente, Trinkwasserversorgung, Umweltschutz) und nicht um das Freizeitvergnügen von ein paar Fischern. Wenn man Deine Maßstäbe ansetzt kommt als nächstes der Tierschutz und entzieht uns allen kollektiv das Fischereirecht.

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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von meigo1234 » 22.12.2019, 23:03

und nochmal,
danke für den ausführlichen weiteren beitrag,

ich denke da hat sich eine gute diskussion ergeben. erstmal überlesen, überdenken, evtl finden sich noch weitere inputs ...

bis dann
lg

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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von Lupus » 23.12.2019, 07:40

Soweit ich weiß, sind auch die Pachtgebühren immens hoch.

Natürlich sind 100 Euro im Vergleich viel Geld. Ich hatte, bevor ich Jahreskartenbesitzer wurde, auch ca. 3 Mal im Jahr an Gewässern der oberen Preissegmente tageskartenweise gefischt (Pijawetz-Reviere Salza Gusswerk, Walster) und glaube, die Pacht ist auch schon immens hoch.

Aber im Vergleich dazu, was manchmal auch Karpfenfischer für ihr Equipment ausgeben, ist das immer noch relativ billig. Die Leute schauen oft nicht auf den Preis, den Geräte gekostet haben (die oft dann nach 1 Jahr nicht mehr gebraucht und mit Verlust wieder verkauft werden) , und scheuen sich dann vor den Preisen für Lizenzen.

Ich gebe lieber mehr für die Lizenz aus und kaufe mir nicht jedes Jahr neues Equipment, dann kommt das ganze schon nicht mehr so teuer.

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Re: Teure Fließgewässer - Argumentation? - Schwarza, etc.

Beitrag von RaubKoppe » 23.12.2019, 09:55

Guten Morgen Kollegen

Von Zeit zu Zeit entspinnt sich eine *Sozial* geprägte Diskussion. Gut so, so kann erläutert werden warum, wieso, usw....
Ich bin insgesamt 55 Jahre Angelfischer. Seit 44 Jahren gehe ich Fliegenfischen.

Ich kenne diese Art der Fischerei von zwei Seiten. Im letzten Jahrhundert hatte ein Freund und ich die Möglichkeit ein tolles Gewässer welches der Kirche gehört zu pachten. Um es kurz zu schreiben. Zehn Jahre war ich als Pächter engagiert. Damals hatten wir noch Schillinge. Pro Jahr kostete uns das Wasser mit allem was dazu gehört ca. 75 000 bis 85 000 ATS. Ausgegeben haben wir nur Tageskarten. Mein Freund und ich hatten eine Jahreskarte.

Denn, als Pächter musst du dir auch eine Jahreskarte ausstellen und eine Reviermarke kaufen. Sogar der Besitzer des Fischereirechtes muss über den Landesverband sich eine Marke organisieren wenn er in seinem Wasser fischen möchte und, er hat den vorgeschriebenen Besatz zu leisten. Also jeder Besitzer eines Fischereirechtes gibt, wenn er eines besitzt, nur Geld aus und nimmt keines ein. Im Gegenteil, es wird ihm von der *Öffentlichkeit* vorgeschrieben auf das Wasser gut auf zu passen denn es soll ja für die Nachwelt erhalten werden. Über Besatz und Betrieb muss er Auskunft geben.

Ach ja noch etwas, sobald du Pächter bist, gehörst du zur Sozialversicherung der Bauern. Denn Fischerei ist Landwirtschaft. Du bezahlst somit ab sofort extra neben deiner beruflichen Einstufung je nach Verdienst, Sozialversicherung in die Bauernkassa. Das ist mindestens der Minimaltarif. Bei einem Salmoniden-Gewässer je nach Pacht eben mehr. Es bleibt aber immer so wenig dass deine Berufliche Pflichtversicherung zahlen muss wenn du eine Leistung benötigst. Somit zahlst du in die Bauernkasse ein, wirst aber nie eine Leistung erhalten. Mir ist wichtig das zu erwähnen denn, das wissen nicht viele....

Zurück zur Fischwasser-Pacht. Weil mein Freund und ich einen geringen Befischungsdruck wollten, gaben wir pro Jahr 50 in Worten --->*Fünfzig* Tageskarten aus. Keine Jahreskarten! Die Tageslizenz kostete 900,-- ATS Jetzt muss man kein großer Rechenkünstler sein um rasch zu erkennen, das ist Liebhaberei und nie ein Geschäft!

Ich bin auch immer der Lizenzfischerei nachgegangen. Du hast weniger Bürokratie, du zahlst die Jahreskarte und, wenn es ein gutes Gewässer ist kannst du dir sicher sein dass es so bleibt, wenn, ja wenn man es so sieht dass der Lizenzpreis jener Teil ist der es seinem Inhaber erlaubt für ein paar Tage im Jahr in einem fremden Garten aufzuhalten, die Natur aus einem anderen Blickwinkel zu beobachten und, wenn es denn passt mit der Flugangel den einen oder anderen Fisch zu fangen. Nicht mehr und nicht weniger.

Wir kennen alle die aktuelle Situation von wegen Klimawandel CO 2 Steuur usw. Meine Meinung ist, dass es im kommenden Jahrzehnt zu einer eklatanten Verteuerung des privaten KFZ-Verkehrs kommen wird. Das wird bedeuten, weniger *Wiener* werden ausfahren können um X-Kilometer zurück zu legen um ein paar Fische fangen zu können. Somit wird sich das alles wieder relativieren. Und, es wird sogar die Fischerei regionaler. Wird bedeuten, es fischen dann noch mehr am Wiener Donaukanal und mehr Einwohner aus dem Alpenvorland in Flüssen ihrer Region....

Ich wünsche euch, ein kräftiges Petri für 2020! L.G.
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