Mur Noir 50mm
- GerhardW.E.
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Mur Noir 50mm
Mur Noir
Ich weiß nicht viel von ihm. Er heißt Bernhard, fischt viel, berichtet viel und hat mich zum Fischen an die Mur eingeladen. Außerdem wird er vom Nachtdienst kommen. Wer an einem unbekannten Gewässer mit einem Unbekannten fischen geht, fischt nicht das Revier sondern den Fischer. Ich binde ein paar Nymphen und Großforellenstreamer und packe mein Glump.
Ich bin am Treffpunkt, er ruft an - kommt zu spät. Ich bin Gast, also König, bringe drei Geschenke. Um uns auf Augenhöhe zu bringen. Zwei der Geschenke sind getrocknete Bananen und Nüsse. Ich hatte in der Früh sechs Eier mit Paprika, Tabasco und dazu Zitronenwasser. Mit den Bananen und Nüssen geht sich Fischen ohne Pause aus. Ich will keinen Nachtdienst der zu Mittag ein großes Schnitzel frisst und müde wird. Wir fahren zur Tankstelle, er kauft drei Leberkäsesemmeln und zum Glück ein großes Red Bull. Er sagt er ist ein Freak. Im fischereilichen Sinn. Langsam werden wir warm.
Die ersten zwei Platzl: Bernhard meint eher 18er Vorfach, vier Meter, Nymphe dead drift. Zweiter Wurf, Fisch. Er fischt den Auslauf, ich den Einlauf einer guten Stelle. Bei ihm tut sich einiges, bei mir nichts. Er lässt mich an seine Stelle, dann tut sich bei mir auch was. Hinter einem großen Strauch beißen sie auch die Aufsteiger. Es beißt Stärkeres. Vorfach ab. 16er. Fuck.
Drittes Platzl: Sehr lange Rieselei, die zum anderen Ufer hin tief wird. Reich an Äschen wie ich vermute. Es ist Mittag. Bernhard meint, ganz klare Nymphenstrecke. Eher dem Ende zu sind zwei sehr schattige, überhängende Stellen, wo es tiefer wird. Ich hab noch nicht allzu viel gefangen, nehm aber Risiko, das wird manchmal belohnt. Sinktip, Bunnystreamer. Bernhard meint, ja Steamerfischen bringt oft die Großen, aber auch die Aussteiger. Recht hat er, langschenklige Haken lassen sich leicht aushebeln. Bernhard fängt mehrere Fische bis wir bei den Bäumen sind. Ich überpowere die Würfe, Tuck Cast, mende und lass den Streamer ein paar Mal richtig auf Tiefe kommen. Bernhard hakt gerade einen Fisch. Gut, ich werde umbauen. Plötzlich tuscht es bei mir. In einer Fischerzeitschrift würde jetzt etwas in der Art von „zum Halbkreis gebogene Gerte“ oder eine ähnliche Klischeegroßtat stehen. Ja von mir aus. Bernhard: „Das ist ein Großer“. Ich hab ein 30er Vorfach und mache Druck. Nicht lange.
Also gut, viereinhalb Meter Vorfach und Nymphe. Bernhard gibt mir eine von seinen. Sieht unspektakulär aus, ist dickdrahtig und hat einen weiten Hakenbogen. Erster Wurf, dead drift, Bernhard meint “Gleich tuschts“. Zwei Sekunden später tut die Schnur etwas, was sie normalerweise nicht tut. ich hefte und es tuscht. Wir haben die geilste Fischerei. Es ist sauschwer, weil die Fische sanft nehmen. Man muss die Schnur genau beobachten, oft bewegt sie sich nur ein paar Zentimeter. Naja und viereinhalb Meter Vorfach mit einer relativ schweren Nymphe turnen mich normalerweise nicht besonders an. Jetzt ist es das Beste was es gibt: Wir frohlocken nicht mit der Trockenfliege und trallalalaen durchs Gebiet, wir sind angespannt, machen gemeinsame Sache und tun was getan werden muss. Das sind einfach die Momente in denen man sich selbst versteht. Ein eh freundlicher Typ mit Freundin schickt seinen Kampfhund „Boss“ baden und holt uns zurück in die Steiermark.
Viertes Platzl: Bernhard erklärt mir die Lage und lässt mir den Vortritt. Erster Wurf, Bumm. Und so weiter. Nach einigen Fischen ist alles aus, Bernhard fängt auch noch einen und wir fetzen ab.
Fünftes, sechstes, siebtes Platzl: Optisch Paradies - fangen tun wir jetzt halt wenig. Bernhard hälts einmal gar nicht aus und kraxelt flussäbwärts und fängt trotzdem. Wir haben richtig Spaß, hatten schon genug Fisch und Action.
Man könnte aufhören. Egal, zurück zu Spot 3, vielleicht geht trocken noch was.
Platzl 3: Hello again. 14er Tippet, 18er Oaschal - da bin ich daheim. Bernhard probierts mit der Missing Link. Mein erster Wurf bringt den ersten Biss. Innerhalb der nächsten sieben, acht Würfe habe ich vier kleine Äschen. Alle haben nach der Dead Drift auf die schlitternde Fliege gebissen. Typisch für die Kleinen, die Großen tun das nur ganz selten. Dann platschts sanft zum richtigen Zeitpunkt. Gute Äsche. Die Missing Link vom Bernhard zieht nicht. Er will auch auf etwas Kleineres wechseln. Dann platschts bei mir wieder. Die dritte Flucht geht ins Backing. Die Rolle macht mein Lieblingsgeräusch. Kreischen tun der Bernhard und ich - wir können endlich die zwei Irren sein, die wir sein wollen, schreien und lachen. Ich renn dem Fisch flussabwärts nach. „Du musst ihn vorm Holz stoppen, sonst ist er weg!!!“ Der Fisch legt noch einige potente Fluchten hin, wird aber müde. Bernhard steht schon mit der Kamera bereit. Ich bin cool und abgeklärt, will den Fisch nicht noch länger drillen und nehm das Vorfach in die Hand. Das 14er. Und aus.
Epilog: Bernhard ist ein enspannter Typ - er liebt das Fischen viel zu sehr um es zu ernst zu nehmen. Er holt einfach das Beste raus(pun intended).
Ich weiß nicht viel von ihm. Er heißt Bernhard, fischt viel, berichtet viel und hat mich zum Fischen an die Mur eingeladen. Außerdem wird er vom Nachtdienst kommen. Wer an einem unbekannten Gewässer mit einem Unbekannten fischen geht, fischt nicht das Revier sondern den Fischer. Ich binde ein paar Nymphen und Großforellenstreamer und packe mein Glump.
Ich bin am Treffpunkt, er ruft an - kommt zu spät. Ich bin Gast, also König, bringe drei Geschenke. Um uns auf Augenhöhe zu bringen. Zwei der Geschenke sind getrocknete Bananen und Nüsse. Ich hatte in der Früh sechs Eier mit Paprika, Tabasco und dazu Zitronenwasser. Mit den Bananen und Nüssen geht sich Fischen ohne Pause aus. Ich will keinen Nachtdienst der zu Mittag ein großes Schnitzel frisst und müde wird. Wir fahren zur Tankstelle, er kauft drei Leberkäsesemmeln und zum Glück ein großes Red Bull. Er sagt er ist ein Freak. Im fischereilichen Sinn. Langsam werden wir warm.
Die ersten zwei Platzl: Bernhard meint eher 18er Vorfach, vier Meter, Nymphe dead drift. Zweiter Wurf, Fisch. Er fischt den Auslauf, ich den Einlauf einer guten Stelle. Bei ihm tut sich einiges, bei mir nichts. Er lässt mich an seine Stelle, dann tut sich bei mir auch was. Hinter einem großen Strauch beißen sie auch die Aufsteiger. Es beißt Stärkeres. Vorfach ab. 16er. Fuck.
Drittes Platzl: Sehr lange Rieselei, die zum anderen Ufer hin tief wird. Reich an Äschen wie ich vermute. Es ist Mittag. Bernhard meint, ganz klare Nymphenstrecke. Eher dem Ende zu sind zwei sehr schattige, überhängende Stellen, wo es tiefer wird. Ich hab noch nicht allzu viel gefangen, nehm aber Risiko, das wird manchmal belohnt. Sinktip, Bunnystreamer. Bernhard meint, ja Steamerfischen bringt oft die Großen, aber auch die Aussteiger. Recht hat er, langschenklige Haken lassen sich leicht aushebeln. Bernhard fängt mehrere Fische bis wir bei den Bäumen sind. Ich überpowere die Würfe, Tuck Cast, mende und lass den Streamer ein paar Mal richtig auf Tiefe kommen. Bernhard hakt gerade einen Fisch. Gut, ich werde umbauen. Plötzlich tuscht es bei mir. In einer Fischerzeitschrift würde jetzt etwas in der Art von „zum Halbkreis gebogene Gerte“ oder eine ähnliche Klischeegroßtat stehen. Ja von mir aus. Bernhard: „Das ist ein Großer“. Ich hab ein 30er Vorfach und mache Druck. Nicht lange.
Also gut, viereinhalb Meter Vorfach und Nymphe. Bernhard gibt mir eine von seinen. Sieht unspektakulär aus, ist dickdrahtig und hat einen weiten Hakenbogen. Erster Wurf, dead drift, Bernhard meint “Gleich tuschts“. Zwei Sekunden später tut die Schnur etwas, was sie normalerweise nicht tut. ich hefte und es tuscht. Wir haben die geilste Fischerei. Es ist sauschwer, weil die Fische sanft nehmen. Man muss die Schnur genau beobachten, oft bewegt sie sich nur ein paar Zentimeter. Naja und viereinhalb Meter Vorfach mit einer relativ schweren Nymphe turnen mich normalerweise nicht besonders an. Jetzt ist es das Beste was es gibt: Wir frohlocken nicht mit der Trockenfliege und trallalalaen durchs Gebiet, wir sind angespannt, machen gemeinsame Sache und tun was getan werden muss. Das sind einfach die Momente in denen man sich selbst versteht. Ein eh freundlicher Typ mit Freundin schickt seinen Kampfhund „Boss“ baden und holt uns zurück in die Steiermark.
Viertes Platzl: Bernhard erklärt mir die Lage und lässt mir den Vortritt. Erster Wurf, Bumm. Und so weiter. Nach einigen Fischen ist alles aus, Bernhard fängt auch noch einen und wir fetzen ab.
Fünftes, sechstes, siebtes Platzl: Optisch Paradies - fangen tun wir jetzt halt wenig. Bernhard hälts einmal gar nicht aus und kraxelt flussäbwärts und fängt trotzdem. Wir haben richtig Spaß, hatten schon genug Fisch und Action.
Man könnte aufhören. Egal, zurück zu Spot 3, vielleicht geht trocken noch was.
Platzl 3: Hello again. 14er Tippet, 18er Oaschal - da bin ich daheim. Bernhard probierts mit der Missing Link. Mein erster Wurf bringt den ersten Biss. Innerhalb der nächsten sieben, acht Würfe habe ich vier kleine Äschen. Alle haben nach der Dead Drift auf die schlitternde Fliege gebissen. Typisch für die Kleinen, die Großen tun das nur ganz selten. Dann platschts sanft zum richtigen Zeitpunkt. Gute Äsche. Die Missing Link vom Bernhard zieht nicht. Er will auch auf etwas Kleineres wechseln. Dann platschts bei mir wieder. Die dritte Flucht geht ins Backing. Die Rolle macht mein Lieblingsgeräusch. Kreischen tun der Bernhard und ich - wir können endlich die zwei Irren sein, die wir sein wollen, schreien und lachen. Ich renn dem Fisch flussabwärts nach. „Du musst ihn vorm Holz stoppen, sonst ist er weg!!!“ Der Fisch legt noch einige potente Fluchten hin, wird aber müde. Bernhard steht schon mit der Kamera bereit. Ich bin cool und abgeklärt, will den Fisch nicht noch länger drillen und nehm das Vorfach in die Hand. Das 14er. Und aus.
Epilog: Bernhard ist ein enspannter Typ - er liebt das Fischen viel zu sehr um es zu ernst zu nehmen. Er holt einfach das Beste raus(pun intended).
Zuletzt geändert von GerhardW.E. am 29.08.2016, 10:38, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Mur Noir 50mm
Dottore Bernhardo. Wir kennen ihn alle..
Danke für den coolen Bericht
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“There are two major products that come out of Berkeley: LSD and UNIX. We don’t believe this to be a coincidence.” – Jeremy S. Anderson
www.fv-wienerwald.at
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Re: Mur Noir 50mm
Haha, ja, ich hatte auch ein Déjà-vu!ubik hat geschrieben:Dottore Bernhardo. Wir kennen ihn alle..
Danke für den coolen Bericht
Die Dosis der Leberkas-Semmeln hat er offensichtlich erhöhen müssen, seit dem letzten Besuch...
Ja, wer viel im kalten Wasser steht braucht halt Triebstoff.
Super lustiger Bericht. Danke für die gute Mittagslektüre!
- GerhardW.E.
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Re: Mur Noir 50mm
Ja Gerhard,
Jetzt ist es soweit.
Jetzt müssma glatt nochmal miteinander fischen gehen,damit die Typen hier nochmal so einen klass geschriebenen und bebilderten Bericht von Dir kriegen.
Dabei wollten wir doch beide den Herbst mit Schachspielen verbringen.
Jetzt ist es soweit.
Jetzt müssma glatt nochmal miteinander fischen gehen,damit die Typen hier nochmal so einen klass geschriebenen und bebilderten Bericht von Dir kriegen.
Dabei wollten wir doch beide den Herbst mit Schachspielen verbringen.
- GerhardW.E.
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Re: Mur Noir 50mm
Ja shit - und ich hab schon die italienische Eröffnung und den Möller Angriff geübt um auf Deine Greco Variante vorbereitet zu sein!
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Re: Mur Noir 50mm
Herrrlich, danke für den klassen Bericht und natürlich die außergewöhnlichen Bilder
Alleine an der Beschreibung wäre Bernhard eindeutig zu erkennen...GerhardW.E. hat geschrieben: Wir fahren zur Tankstelle, er kauft drei Leberkäsesemmeln und zum Glück ein großes Red Bull. Er sagt er ist ein Freak. Im fischereilichen Sinn. Langsam werden wir warm.
....
..... ist ein enspannter Typ - er liebt das Fischen viel zu sehr um es zu ernst zu nehmen. Er holt einfach das Beste raus(pun intended).
- GerhardW.E.
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Re: Mur Noir 50mm
Dankeschön!
Das freut mich, dass ich ihn gut getroffen habe. Der Bernhard ist ein Fischer nach meinem Geschmack: kein Dogmatiker und Besserwisser, sondern einfach jemand der dauerscharf aufs Fischen ist und dabei keine Grenzen kennt, siehe do it yourself Thun in der Adria!
Das freut mich, dass ich ihn gut getroffen habe. Der Bernhard ist ein Fischer nach meinem Geschmack: kein Dogmatiker und Besserwisser, sondern einfach jemand der dauerscharf aufs Fischen ist und dabei keine Grenzen kennt, siehe do it yourself Thun in der Adria!
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