"Wunderköder"

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von Oze147 » 29.04.2014, 10:01

Ich hab jetzt ein bissl über das Thema nachgedacht, und ich glaube, dass es DEN Wunderköder durchaus geben könnte.

Meiner Meinung nach gibt es zwei Möglichkeiten:

1) Die perfekte Imitation
2) Den perfekten Reiz

Mit dem heutigen Stand denke ich, dass 1) nicht machbar ist. Denn in letzter Konsequenz verhindern sogar Kleinigkeiten wie Ösen die perfekte Imitation. Wobei das Hauptproblem in meinen Augen die Nachahmung des Schwimmverhaltens der Beute ist, ohne dabei Gelenke, Riffelungen oder Schaufelschwänze zu benutzen.

Somit bleibt Variante 2). Den Reiz zu finden, der immer einen Biss auslöst. Natürlich tut sich da ein weites Feld auf. Ist es eine bestimmte Farbe, ein Geräusch, ein Geruch, ein Laufverhalten oder gar eine Kombination aus alledem? Eine schwere Aufgabe, aber theoretisch nicht unmöglich.

…vielleicht ist es sogar relativ einfach…ohne jetzt tiefere Einblicke in Fischbiologie zu haben, aber wenn man sportliche und moralische Grundsätze den Kanal hinunterspült, kann ich mir vorstellen, dass es Chemikalien gibt, die Drogen für Menschen nicht unähnlich sind
Überspitzt gesagt, eine Dosis LSD im Dip und die Fische beißen dir ins Ruder.

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von MrCrank » 29.04.2014, 12:14

Natürlich könnte man auch mit Dynamit fischen, soweit ich weiß, konnte diesem Köder bislang so gut wie kein Fisch widerstehen...

:roll:

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von MrCrank » 29.04.2014, 12:19

PS: Ich weiß schon, worauf du hinaus willst aber der Gedanke mit den - nennen wir sie einmal - speziellen Lockstoffen geht mir da hald zu weit.

Der Nächste schlägt dann vor, dass wir an Stelle von Gefleckt isolierten Draht nehmen und den Köder unter Strom setzen um jeden Fisch landen zu können... usw

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von Ragman » 29.04.2014, 12:30

Was ich ganz interessant finde ist ja, daß manche modernen Köder versuchen, möglichst realistisch zu wirken. Aussehen, Schwimmverhalten, Größe, Form usw.

Warum eigentlich?

Wir wollen ja dem Räuber eine leichte Beute vorgaukeln - also, ein verletztes Tier, das nicht so leicht flüchten kann.

Und jetzt zu einer Idee: meiner Meinung nach sind diese Versuche, aus der Sicht der Sinne des Predators gesehen, sinnlos - weil sie nie wirklich ans Original herankommen. Also werden auch diese Köder nur den Reiz aktivieren können. Und den Angler/Käufer :wink:
Ich wär gerne normal, aber ich komme so selten dazu ...

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von Oze147 » 29.04.2014, 13:30

MrCrank hat geschrieben:PS: Ich weiß schon, worauf du hinaus willst aber der Gedanke mit den - nennen wir sie einmal - speziellen Lockstoffen geht mir da hald zu weit.

Der Nächste schlägt dann vor, dass wir an Stelle von Gefleckt isolierten Draht nehmen und den Köder unter Strom setzen um jeden Fisch landen zu können... usw
Natürlich geht ein Köder mit "Lockstoff" der Fische willenlos macht zu weit. Wobei ich mir sicher bin, dass falls es solche Stoffe gibt und sie ungiftig für die Umwelt sind, sie irgendwann beim Angeln eingesetzt werden. Was für den einen ein Sakrileg ist, ist eben für den anderen Innovation. Nebenbei bemerkt würd ich einen Köder, der durch "klassische" Reize immer fängt, genauso schrecklich finden.
Wobei sogar solch ein Köder nicht immer fangen kann... außer jemand entwickelt die fischsuchende Kontaktlinse und den selbstanschleichenden Gummistiefel.

Ragman hat geschrieben: Wir wollen ja dem Räuber eine leichte Beute vorgaukeln - also, ein verletztes Tier, das nicht so leicht flüchten kann.
Hmmm, nicht zwingend. Raubfische müssen auch gesunde Beute jagen und diese Köder zielen darauf ab diese zu imitieren. Wobei sich die Frage ergibt ob ein Hecht lieber nach einem gesunden Fischchen schnappt, dass leichtsinnigerweise zu nahe vorbeischwimmt oder das verpilzte oder verwundete FIschchen frisst,dass nicht mehr entkommen kann...oder sogar lieber einen Kadaver der am Gewässergrund liegt.
Ragman hat geschrieben:Also werden auch diese Köder nur den Reiz aktivieren können. Und den Angler/Käufer :wink:
Da tun sich dann die Abgründe der Anglerpsyche auf. Fange ich mit deinem Lieblingsköder genauso gut? Fischt du einen Köder, der dir gefällt, besser? Fischen wir hässliche Köder mit mehr Risiko?

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von Heiner » 29.04.2014, 15:47

Ragman hat geschrieben:
Was ich ganz interessant finde ist ja, daß manche modernen Köder versuchen, möglichst realistisch zu wirken. Aussehen, Schwimmverhalten, Größe, Form usw.

Warum eigentlich?

Wir wollen ja dem Räuber eine leichte Beute vorgaukeln - also, ein verletztes Tier, das nicht so leicht flüchten kann.

Und jetzt zu einer Idee: meiner Meinung nach sind diese Versuche, aus der Sicht der Sinne des Predators gesehen, sinnlos - weil sie nie wirklich ans Original herankommen. Also werden auch diese Köder nur den Reiz aktivieren können. Und den Angler/Käufer :wink:
Über die meiste Zeit der Saison fische ich mit Reizködern, die wenig bis gar nichts mit natürlichen Vorbildern gemein haben. Jedoch: Bei fortgeschrittener Saison, klarer werdendem Wasser und Temperaturen, wo eine eher langsamere Köderführung angesagt ist, werden hier die Hechte im Flachwasser vorsichtiger. Dann fangen Baits, die halbwegs natürlich aussehen, erheblich besser, während andere Ködertypen so gut wie gar nicht mehr genommen werden, außer von Kleinviechern.

Daher setze ich dann vornehmlich auf größere, langsam sinkende Gummi-Swimbaits in der 20cm-Klasse oder darüber, und zwar solche mit eher wenig Aktion. Die fangen auch dann noch, wenn an den stark beharkten Stellen in der flachen Uferzone kaum noch was geht mit den gewohnten Baits. So was wie der unten im Bild zum Beispiel:
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Re: "Wunderköder"

Beitrag von Heiner » 29.04.2014, 16:08

Aber vielleicht sollte ich noch hinzufügen: Das ist nur während eines relativ kurzen Saisonabschnitts im Herbst nötig. Sobald sich die Viecher ins Tiefe verdrücken, wo die Sicht nicht so gut ist wie im Flachen, geht wieder ein Teil der gewohnten Baits, jedenfalls die in größeren Formaten.

Allerdings: In sehr klaren Gewässern (die ich hier zum Glück nicht habe, denn die können extrem schwer zu befischen sein) würde ich mit ziemlicher Sicherheit viel mehr auf möglichst natürlich aussehende Baits setzen, und zwar während der ganzen Saison.

Ich bin also nicht der Ansicht, dass solche Baits, die meistens nicht ganz billig sind, völliger Quatsch sind. Die haben ihre Berechtigung unter bestimmten Umständen.

Entwickelt worden sind diese Art Swimbaits ursprünglich für die wirklich glasklaren südkalifornischen Schwarzbarsch-Gewässer, wo die Sichtweite locker 10m und mehr beträgt. Mit unnatürlich aussehenden Baits ist da kaum was zu bestellen, die werden einfach nicht genommen, jedenfalls nicht von den erfahreneren Exemplaren. Geflochtene Schnüre kann man dort auch vergessen, die Meisten fischen mit 20lb-FC als Hauptschnur. Da hat es dann tatsächlich einen Sinn. Dafür geht dann allerdings wirklich keine Stationäre mehr, das ist einer jener Fälle, wo es keine andere Wahl gibt als eine Multi.
Zuletzt geändert von Heiner am 29.04.2014, 18:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von Oze147 » 29.04.2014, 18:27

Heiner hat geschrieben:Entwickelt worden sind diese Art Swimbaits ursprünglich für die wirklich glasklaren südkalifornischen Schwarzbarsch-Gewässer, wo die Sichtweite locker 10m und mehr beträgt. Mit unnatürlich aussehenden Baits ist da kaum was zu bestellen, die werden einfach nicht genommen, jedenfalls nicht von den erfahreneren Exemplaren.
Natürlich oder unnatürlich ist immer relativ. Wenn man die Deluxes mit den ersten AC Swimbaits vergleicht wundert man sich, warum diese Köder überhaupt Fische gefangen haben. Hingegen wirken die Huddlestons wie Gummispielzeug, wenn man sie mit dem vergleicht was heute als realistisch gilt.

Aber egal wer sich bis jetzt daran versucht hat DEN realistischsten Köder zu bauen, sei es Tierpräparatoren, Künstler oder gar Maskenbildner, alle sind gescheitert.

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von Heiner » 29.04.2014, 18:54

Muss ja nicht alles im kleinsten Detail stimmen. Aber nach einem "richtigen" Fisch muss es schon ein bisschen ausschauen bisweilen. Das Dekor ist allerdings nicht so wichtig, am besten nicht zu bunt, eher schlicht. Ansonsten ziemlich wurscht, Forellen gibt's hier gar nicht, was die Kundschaft aber offenbar nicht stört.

Aber wie auch immer: Für Leute, die klare Gewässer mit hoher Sichtweite haben, sind solche Dinger auf jeden Fall einen längeren Versuch wert. Gibt auch etwas kleinere Versionen um die 15cm bis 17cm, die dann auch gleich weniger kosten. Viel Aktion samt Druck sind gar nicht immer nötig, sondern manchmal eher schädlich. Diese Baits wirken über ihre unverdächtige Optik.

Wer solche Dinger nicht kennt: Die Führung geht am einfachsten über die Rute. Absacken lassen auf die gewünschte Tiefe, einen langen Zug zur Seite machen, kurz stehen lassen, dabei über die Rolle Schnurkontakt halten, wieder ein Zug mit der Rute und so weiter. Mehr muss man gar nicht machen. Funktioniert am besten mit etwas längeren Ruten um die 2,40m. Allerdings sollte die ordentlich Rückgrat haben, damit der Anschlag sitzt. Solche Baits können in den größeren Formaten locker 200g und mehr auf die Waage bringen. Man fischt sie auch mit Geflochtener am besten an einer Multi.

Die Art und Weise, wie sie geführt werden, verrät schon, wo man sie am besten einsetzt. Nicht so sehr als Suchbaits, dazu sind sie zu langsam, sondern gezielt an Stellen mit begründetem Verdacht, dass da einer stehen könnte. Bei diesen Baits lohnt es sich häufig, die ausgewählte Stelle nicht bloß kurz, sondern länger zu beharken. Darauf habe ich auch schon Bisse kassiert nach fünf oder mehr Minuten Werfen an der gleichen Stelle.

Ein einigermaßen guter Hechtbestand ist natürlich Voraussetzung. Um verfressene Mindestmaß-Schniepelchen vom Rand zu pflücken, sind solche Baits offensichtlich nicht gerade eine sinnvolle Wahl. Aber das und ein Gewässer mit guter Sichtigkeit vorausgesetzt, können sie große Klasse an Strukturen wie Barschbergen oder Abbruchkanten sein.
Zuletzt geändert von Heiner am 30.04.2014, 01:15, insgesamt 6-mal geändert.

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von querolant » 29.04.2014, 19:44

Gut, dass die Schonzeit bald vorbei ist.

Die zT schon philosophischen Sichtweißen um die richtige Köderwahl in den letzten Threads waren manchmal schon recht witzig :D

lg
“It´s called “fishing”, not catching!”

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Re: "Wunderköder"

Beitrag von Heiner » 29.04.2014, 19:48

Was richtig ist, bestimmen letztlich der Zielfisch und die aktuell gegebenen Gewässerbedingungen. Es gibt Gelegenheiten, wo solche Baits richtig sind. Mit Philosophie hat das nicht viel zu tun, das sind durchaus praktische Dinge.

Es gibt nun mal Situationen, wo die Köderwahl kritisch ist. Mepps 3 und co. sind eben nicht immer die richtige Antwort, solche Swimbaits allerdings auch nicht. Da muss man eben ein bissi was probieren, dann weiß man es. Und es kann nicht schaden, wenn man zumindest ungefähr weiß, für welche Zwecke der in Frage stehende Baittyp eigentlich so gemacht ist und für welche eher nicht. Das spart eine Menge Fehlkäufe.

Oben stehen ein paar kleine Tipps zu diesen Baits. Wer will, kann sich bedienen. Wunderköder sind natürlich auch diese Dinger nicht, aber in speziellen Fällen sind sie ziemlich schwer zu schlagen, vor allem bei guter Sicht und misstrauischen Viechern, die nicht mehr auf jeden Schwindel hereinfallen. Zu meinen Lieblingsbaits gehören sie allerdings nicht gerade, denn sie sind ein bisschen langweilig zu fischen. Ich habe nur deshalb ein paar davon, weil sie hier zeitweise einfach nötig sind. Jedenfalls habe ich keinen besseren oder auch nur gleichwertigen Ersatz finden können.

Viel Aufregendes machen die Dinger wirklich nicht; man wundert sich in der Tat ein bisschen bei manchen Modellen, warum die überhaupt fangen bei ihrem ziemlich uninteressanten Lauf. Ihre einzige "Reizwirkung" dürfte darin bestehen, dass sie völlig unverdächtig und nach einem fetten Happen aussehen. Passt aber offenbar genau bisweilen und das genügt ja. Ich muss die Dinger schließlich nicht fressen wollen.

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