Angelforum

Polsi hat geschrieben:Nein, so habe ich das nicht gemeint.

Ich sag's anders: Angeln taugt dem Angler. Zusätzlich ist es für ihn schön, dass er ab und zu einen selbst gefangenen Fisch am Teller hat. Doch rechtfertigt der Grund einer gelegentlichen Mahlzeit das Handeln des Anglers? Wohl kaum. Dieses Argument kann man gleich auf mehreren Ebenen entkräftigen. Hier ein paar Beispiele: 1. Niemand hier muss angeln, um was zu essen zu haben. Warum macht es der Angler? 2. Angeln widerspricht aller Verhältnismäßigkeit, sei es monetär, zeitlich, etc. Man angelt stundenlang, bis man mal einen Fisch zum Essen hat, man gibt Unmengen für Tackle, Köder und Lizenzen aus. Warum macht es der Angler dann? 3. Es gibt Fisch, der rein für Nahrungszwecke produziert wird, leicht erhältlich und günstiger ist als geangelter Fisch. Warum angelt der Angler überhaupt? Ganz einfach: Weil's ihm taugt! Ihm gefällt das Angeln an sich! Ihm taugt sein Hobby nicht deshalb, weil er dann endlich wieder mal Fisch essen kann. Er liebt das Angeln um seiner selbst.

Ich gehe auch gern auf dein Beispiel mit der Haft ein: Angenommen, dir gefällt es, Leute einzusperren - aus welchen Gründen auch immer. Nehmen wir an, du sperrst nur Leute ein, von denen du weißt, dass sie Verbrechen begangen haben. Rechtfertigt das dein Handeln?

Ich möchte nicht so weit gehen, hier von Selbstbetrug zu sprechen. Vielmehr ist es Gewissensberuhigung. Dieses Phänomen findet man in allen Lebensbereichen. Beispiel einer Diskussion: "Wieso gehst du arbeiten?", "Weil mich mein Job erfüllt und meinem Leben Sinn verleiht." "Würdest du ihn also auch machen, wenn du nichts dafür bezahlt kriegst?" Betretenes Schweigen.

Ein schwacher, sinnverleihender, leicht zu erklärender und gesellschaftlich akzeptierter Grund ("Ich angle, um Fisch heim zu bringen") wird als Vorwand benutzt, der das eigentliche Hauptmotiv ("Ich liebe es, zu angeln") verdecken sollte. Das funktioniert nicht immer, denn irgendwann taucht von einem Nichtangler die Frage auf: "Was? Du sitzt hier stundenlang herum und gibst so viel Geld aus, nur damit du drei Forellen essen kannst?" Da trifft er dann den Angler am wunden Punkt. Und er muss sich selbst eingestehen, dass das, was er hier tut, objektiv gesehen völlig sinnlos ist. Da bleibt dann nur noch die Erklärung: "Ich liebe es zu angeln." Diese ist allerdings nicht ganz so leicht zu erklären, weshalb es bequemer ist, weiterhin an der Nahrungsbeschaffungstheorie festzuhalten, möge sie noch so abwegig sein.

Polsi hat geschrieben:Die Frage nach dem "warum" im Falle von Angeln kann in unseren Breitengraden nur eine Antwort haben: Aus Spaß! Alle anderen Erklärungen - allen voran die von dir gerne aufgeführte Nahrungsbeschaffung - sind in Nullkommanix entkräftigt. Sie sind nur Mittel der Rechtfertigung und als solche schnell durchleuchtet.

korsikaphil hat geschrieben:
- Da weiß ich woher es kommt und vor allem wie es gestorben ist

- Da muss nicht jemand anderer die Verantwortung für das Töten auf sich nehmen

- Das Tier hatte ein Leben in Freiheit und durch mich einen schnellen Tod

- Es schmeckt einfach besser

fuschlsee0 hat geschrieben: ABER ich sekkiere keine Tiere nur deswegen, damit ich meinen Spaß habe!

Polsi hat geschrieben:

ja, ich bin mir sicher, dass es viele gute Gründe gibt, angeln zu gehen, jedoch niemand angeln gehen würde, wenn er nicht primär Spaß an der Sache hätte. Auch die Gründe, die du aufgeführt hast, machen zwar teilweise Sinn, doch kein Mensch würde ALLEIN deswegen angeln gehen. Es ist ein Hobby, und einem Hobby geht man nur nach, wenn einem gefällt, was man tut.