St. Croix Legend Elite Musky

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Heiner
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St. Croix Legend Elite Musky

Beitrag von Heiner » 06.03.2017, 02:39

Wer viel mit Bigbaits auf Hecht fischt, wird sicher wissen, dass St. Croix 2016 eine neue Top-Rutenserie herausgebracht hat, die Legend Elite Musky-Serie. Hier zunächst ein Link auf die entsprechende Page von St.Croix:

http://www.stcroixrods.com/products/fre ... lite-musky

Eine Rute aus dieser Serie habe ich gekauft und auch schon soweit ausprobiert, dass ich ein bisschen was dazu sagen kann. Es handelt sich um die LEM76XHF, 2,30m lang, spezifiziert für Wurfgewichte von rund 100 bis 280g. Gedacht ist sie in erster Linie für größere Gummibaits wie XXL-Twister, Magnum Bull Dawgs und dergleichen, als Nachfolgerin für eine schon arg abgenudelte Rute aus einer etwas weniger teuren Serie der gleichen Firma.

Nicht so toll fand ich von vorn herein, dass all diese Rute mit Split Grip ausgerüstet sind, denn bei Bigbait-Ruten gefällt mir ein konventioneller Vollgriff erheblich besser. Allerdings war das hier kein Problem, da ich sowieso vorhatte, die Rute sofort zum Rutenbauer zu geben, um einen um 10cm verlängerten Griff in Vollkork-Ausführung montieren zu lassen. Somit kommt die umgebaute Rute nun auf eine Länge von 2,40m - eine Länge, die ich bei solchen Ruten favorisiere, weil die kleinen Boote, die ich hier zur Verfügung habe, einem gewisse Beschränkungen auferlegen.

Kürzer würde ich eine Rute zum Verarzten von Bigbaits in dieser Gewichtsklasse allerdings nicht wählen, 2,40m bzw. 8' sind meiner Ansicht nach das gerade noch praktikable Minimum und etwas mehr wäre besser, wenn der Platz dafür vorhanden ist. Unter US-Muskyspezis geht der Trend gegenwärtig zu immer längeren Ruten (bis zu 3m und mehr). Ich würde damit aber nicht fischen wollen, denn bei den Ruten solchen Formates, die ich bislang in der Hand hatte, war die Kopflastigkeit überaus unangenehm ausgeprägt. Nicht mein Fall jedenfalls, auch wenn das ein bisschen Wurfweite kosten mag.

Warum die Griff-Verlängerung, werden alle wissen, die Bigbait-Ruten dieser Firma fischen. Die Griffe sind bei St. Croix notorisch kurz gehalten, was den Wurf schwerer Baits unkomfortabel macht. (Das hat was mit gewissen Anforderungen beim Musky-Fischen zu tun, die für uns aber nicht von Belang sind, so dass dem Wurfkomfort mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden kann.)

Sehr gut gefällt mir das dezente Olivgrün des Blanks, erheblich besser als das knallige Blau der Legend Tourrnament-Serie, aus der meine anderen St-Croix-Ruten stammen. Denn knallbunte Farben an Ruten und Rollen kann ich nicht ausstehen, aber das ist natürlich eine rein persönliche Geschmackssache. Und wie bei St.Croix üblich, sind auch die Rohblanks der Legend Elite Musky-Serie erhältlich, was für die Rutenbauer hier im Forum interessant sein mag.

Zum fabrikmäßig bestückten Kork ein kurzer Kommentar: Die Zeiten, als St. Croix noch mit fast lupenreinem, außergewöhnlich gutem Kork aufwarten konnte - alte Kunden der Firma werden das noch kennen -, sind definitiv vorbei. Der Kork ist zwar nicht ganz grottenschlecht, hat aber diverse Kittstellen, auch gößere. Ansonsten sind die Verabeitung und die Komponenten aber erstklassig, was man von einer Rute dieser Preisklasse allerdings auch erwarten kann. Zur Beringung hat St.Croix sehr teure Fuji-Ringe mit Torzide-Einlagen und Titan-Rahmen gewählt, deren hauptsächlicher Vorteil ein deutlich verringertes Gewicht (bei dennoch höherer mechanischer Rigdität) gegenüber anderen Ringen ist.

Und wie bei St.Croix-Ruten gewohnt, stimmen die Wurfgewicht-Angaben sehr genau. Die Rute pfeift auch bei 280g nicht auf dem letzten Loch, sondern wirft auch dieses als maximal spezifizierte Wurfgewicht mühelos und ohne Einschränkung. Eine Politik, die man sich auch von manch anderen Herstellern wünschen würde, die da mit zum Teil ziemlich arg geschönten Phantasie-Daten aufwarten.

Aber 550$ Listenpreis für eine Bigbait-Rute, ist das nicht ein bisserl übertrieben? Yep, das ist sehr viel, zumal darin sicher auch noch ein schöner Aufschlag für den bloßen "Neuigkeitswert" enthalten ist. Aber ganz so schlimm war es doch nicht, weil ich die Rute, alles inklusive, für etwas unter 400€ über den Internet-Shop von "franglaisfishing" beziehen konnte. Das ist immer noch viel, aber immerhin nicht so deftig, wie ich erwartet hatte.

Hat sich der Kauf gelohnt? - Ich finde: Ja! Und zwar deshalb, weil die Rute erstaunlich leicht ist für einen solchen Prügel, merklich leichter als entsprechende Ruten aus den andere Serien von St. Croix und deutlich leichter als die mir bekannten Konkurrenzprodukte. Das macht das Werfen von Magnum Bull Dawgs und dergleichen zu einer ziemlich entspannten Angelegenheit. Und das zählt, wenn man sehr viel mit Bigbaits fischt (und obendrein nicht mehr so ganz der Jüngste ist). Dann ist man froh über jede Erleichterung, und die bietet diese Rute. Außerdem ist das neue Material des Blanks merklich sensibler als das der nächstteureren Legend Tournament-Serie, was allerdings beim Fischen von Bigbaits nicht unbedingt das wichtigste Kriterium ist. Und wenn man nur gelegentlich mit schwereren Baits in der Klasse über 200g fischt, kann man auch mit den günstigeren Ruten der Firma sicherlich sehr gut leben.

Aber St.Croix hat nicht zuviel versprochen, diese Rutensere legt die Messlatte in der Topliga der Musky-Ruten neu auf. Dass man "oben" für solche Verbesserungen einen Haufen Geld bezahlen muss, ist ja nichts Neues. Und je weiter man nach oben geht, desto kleiner werden die Verbesserungen und desto mehr muss man dafür hinblättern. Ob man das dann zahlen will, muss jeder selbst entscheiden. Sicherlich kann man auch mit weniger Aufwand glücklich werden.

Bestücken werde ich die Rute mit einer Shimano Calcutta Conquest 401, die mit einer Stroft GTP R Type 10 (33kg Tragkraft) bespult ist. Das genügt, um bei eventuellen Schurklemmern nicht immer gleich mit Köderverlust rechnen zu müssen.
FW-legend-elite-musky-main.jpg
Legend Elite Musky rods
Zuletzt geändert von Heiner am 06.03.2017, 12:16, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: St. Croix Legend Elite Musky

Beitrag von stahldurst » 06.03.2017, 07:25

Hallo Heiner!
Vielen dank für das Review.
Ich habe hier noch eine TRM76HF rumstehen, allerdings habe ich diese nicht viel gefischt.
Das Problem ist, dass mir wie schon beschrieben, der Griff zu kurz ist.
Ich werde da auch mal eine Verlängerung vornehmen.
Dazu ein paar Fragen:
Wie wurde der Blank verlängert?
Wurde ein Blankstück hinten eingeklebt, bzw. dieses mit Tape aufgefüttert oder auf Passung eingeschliffen?
Hat Dein Rutenbauer den Rollenhalter und frontgrip auch demontiert oder wurde der Kork von hinten aufgeschoben?

Beste Grüße
Hans
"Sie reden aber komisch..."
"Ja, ich weiß. Das liegt an der korrekt verwendeten Grammatik und den ganzen Sätzen.
Das überfordert viele Leute."

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Re: St. Croix Legend Elite Musky

Beitrag von Heiner » 06.03.2017, 10:39

Hallo @stahldurst,

es wurde eine Verlängerung hinten eingeklebt und auf Passung gebracht - ob mit Tape oder geschliffen, weiß ich nicht. Den (von hinten aufgeschobenen) Kork habe ich von ihm auf Kittfreiheit selektieren lassen, denn schlechten Kork kann ich nicht ausstehen.

Eigentlich hatte ich zuerst daran gedacht, den gesamten Griff, Foregrip und Triggergriff inkluse, zu entfernen, um dann Griff und Foregrip aus Duplon machen zu lassen. Aber das hätte mit dem speziellen Rollenhalter nicht funktioniert, weil der sonst ja vom dünnen Ende aufgeschoben wird bei der Montage. Auf diesen speziellen Rollenhalter, der über einen längeren Trigger als sonst üblich verfügt, so dass man den ganzen Ballen und nicht bloß einen Finger davor setzen kann, wollte ich aber nicht verzichten. Denn der erleichtert das Werfen mit schweren Sachen beträchtlich.

Die Alternative für weitergehende Aufbauten wäre halt, nur den Rohblank zu kaufen und dann beim Rutenbauer den Rest machen zu lassen. Die Blanks kann man ebenfalls über "franglaisfishing" beziehen. Sowas habe ich mit einem Top 'n Tail-Blank aus der Legend Tournament-Serie machen lassen, gleich mit schwarzer Blank-Lackierung anbei, weil ich das knallige Blau dieser Serie nicht gut ertrage. Aber das wird dann alles in allem deutlich teurer als die Einfachlösung mit bloßer Verländerung des Korkgriffs, denn die Rohblanks sind nicht gerade billig. Und auch das Gewicht steigt gegenüber dem Original, wozu Griffverlängerung, Blanklackierung und das Duplon sowie eventuell auch schwerere Ringe natürlich ihr Scherflein beitragen.

Wenn man nicht so pingelig ist und eher die Funktionalität als die Optik im Blick hat, ist die einfache Griffverlängerung vorzuziehen, denke ich. Teuer genug wird der Spaß auch so schon. Ich kenne eine ganze Reihe Leute, die das haben machen lassen bei ihren St.Croix-Ruten. Diese Verbesserung lohnt sich auf jeden Fall, denn die Blanks dieser Firma sind top, da gibt es gar nichts. Da kommen andere Hersteller nicht mit. Und wenn man das zu schätzen weiß, wird man auch in den sauren Apfel einer Griffverlängerung beißen.

Der Grund, warum St.Croix diese nach unserem Empfinden zu kurzen Griffe favorisiert: Die Musky-Szene legt Wert darauf, vor dem Griff möglichst viel Länge zu haben, weil das nötig ist für eine gute "Figure Eight"-Führung vor dem Boot. In einigen Gewässern, etwa dem bekannten Lake of the woods, sind mehr als 50% aller gefangenen Muskies Nachläufer, die mit der Figure Eight an den Haken gebracht werden. Auch ein Grund, warum die Musky-Szene in den letzten Jahren zunehmend längere Ruten bevorzugt bis mehr als 3,30m Länge, denn je länger die Rute, desto besser und ausladender gelingt die Figure Eight. Andere Länder, andere Sitten halt. Und St.Croix fertigt nun mal vor allem für den US-Markt und nicht für die hiesigen Bedürfnisse.

Nebenbei: Bei den leichteren und kürzeren Muskyruten von St.Croix kann man auf eine nachträgliche Griffverlängerung eventuell auch verzichten. Zum Beispiel bei der Top 'n Tail aus der Legend Tournament-Serie, die vorrangig für mittelgroße Spinnerbaits und Bucktails gedacht und nur bis 3oz WG spezifiziert ist. Da ist eine Griffverlängerung nicht unbedingt nötig. Aber bei den schweren und längeren Ruten über 8' Gesamtlänge ist die eigentlich fast unumgänglich - es wäre denn, man legte Wert darauf, mehr Kraft als nötig investieren zu müssen bei eventuell stundenlangem Werfen.

Wenn man viel, wohlmöglich sogar vorrangig mit dicken Kunstköder-Brocken fischt, wird man, ich sagte es weiter oben schon, mit der Zeit für jede Erleichterung dankbar sein. Denn auf die Knochen geht das langfristig schon etwas, man bleibt ja nicht ewig 20 Jahre alt. Eventuelle Spätfolgen von schlecht dimensioniertem Gerät treten allerdings erst sehr viel später auf, in jungen Jahren rechnet man mit sowas natürlich noch nicht. Denn auch hier gilt: Die guten Einsichten und die lahmen Gäule kommen immer zuletzt. Wenn man das vollkommen ignoriert, ist irgendwann Zahltag in Gestalt von langen Sessions beim Chiropraktiker. Muss nicht sein. Erstklassige Blanks, wie St.Croix sie macht, sind zweifellos eine Erleichterung, zu kurze Griffe ebenso zweifellos nicht. Das eine liefert St.Croix frei Haus, für das andere muss man selbst sorgen.

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Re: St. Croix Legend Elite Musky

Beitrag von stahldurst » 06.03.2017, 19:45

Hallo Heiner!

Vielen Dank fürs feedback!

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Re: St. Croix Legend Elite Musky

Beitrag von Heiner » 07.03.2017, 01:35

Keine Ursache, dafür sind solche Beiträge ja da. Sicher nicht so das Hitthema in diesem Forum, aber ein paar Spezialisten finden sich immer, die sowas interessiert.

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