ich möchte hier über die Vor- und Nachteile verschiedener Alternativen zu Blei bei Jigköpfen diskutieren.
Alternativ-Materialien, die bereits verwendet werden, sind: Wolfram (Tungsten), Bismut, Messing, Stahl, Zinn, Zink und Zamak. Gibt es weitere?
Stein und Beton scheiden meines Erachtens für Jigköpfe aus, weil Jigköpfe aus diesen Materialien viel zu groß wären und eine zu geringe Sinkgeschwindigkeit aufweisen würden. Sie sind aber geeignet fürs Grundangeln.
Warum überhaupt dieses Thema?
Ich bin der Meinung, man sollte sich nach Alternativen zum Blei umschauen. Aus der einfachen Erkenntnis heraus, dass man nur dann zu 100% sicher sein kann, dass ein giftiger Stoff (was Blei definitiv ist) nichts anstellt, wenn man ihn gar nicht verwendet. Es gibt die Meinung, dass Blei in Gewässern keine Giftwirkung hat. Ich bin diesbezüglich zur Erkenntnis gelangt, dass ich das als Laie überhaupt nicht beurteilen kann, denn ich weiß einfach nicht, was genau mit dem giftigen Schwermetall Blei in einem Fluss wie der Donau durch ständige Strömung, Schotterbewegung etc. passiert und welche Wirkung es dort hat. Daher bin ich der Meinung: Im Zweifel besser kein Blei.
Kurz zum Thema Bleiverbot: Ich halte davon wenig, weil das erzeugt nur eine Ablehnungshaltung von Seiten der Angler nach dem Motto: Jetzt will die EU schon wieder was verbieten, was jahrzehntelang ok war. Für mich sollte die Erkenntnis reichen, dass eine Alternative aus oben genannten Gründen besser ist.
Wenn ich eine Alternative verwende, möchte ich aber eine gute Alternative verwenden, damit ich nicht vom Regen in die Traufe komme. Daher möchte ich Informationen über die Alternative.
Als wichtige ökologische Aspekte erscheinen mir:
- Ressourcenverbrauch (Energie, Wasser, andere Materialien) von der Gewinnung des Rohstoffs bis zur Fertigung des Jigkopfes
- Umweltschädlichkeit von der Gewinnung des Rohstoffes bis zur Fertigung des Jigkopfes
- Umweltschädlichkeit des abgerissenen Jigkopfes im Gewässer: Also was passiert mit abgerissenen Jigköpfen in einem Fluss wie der Donau? Verschwindet er von selbst durch Korrosion? Wie lange dauert das? Passiert das, ohne dass Giftstoffe frei werden?
- Gesundheitsgefahr für Menschen von der Gewinnung des Rohstoffes, über die Herstellung (z.B. giftige Dämpfe) bis zur Anwendung durch den Angler (z.B. Hautkontakt)
Wichtige Aspekte aus Anglersicht sind natürlich:
- Leidet die Fängigkeit gegenüber Bleijigs, weil z.B. die Jigs aus dem Alternativmaterial größer und damit für den Fisch sichtbarer sind?
- Verschlechtert sich das Ködergefühl gegenüber Bleijigs, weil z.B. durch die geringere Dichte, die Sinkgeschwindigkeit kleiner ist?
- Der Preis für das Material bzw. für die fertig zu kaufenden Jigs
Ich favorisiere derzeit Stahl. Stahl ist ungiftig, relativ schwer, billig und sehr leicht verfügbar. Der Stahlverbrauch abseits vom Angeln ist in unserem Alltag so hoch, dass ich mir über den zusätzlichen Stahlverbrauch von vielleicht einem Kilo pro Jahr (das sind 100Stk. 10g-Jigs) fürs Angeln keine großen Gedanken wegen zusätzlichem Resourcenverbrauch zu machen brauche. Als kleinen Vorteil sehe ich auch, dass man Stahljigs mit einfachen Heimwerkermitteln herstellen kann (ohne sich Giftstoffen aussetzen zu müssen). Weiters verschwinden abgerissene Jigköpfe von selbst ungiftig aus dem Gewässer, weil sie einfach verrosten.
Ich bin von Stahl derzeit aber auch deswegen begeistert, weil ich es geschafft habe, mit einfachen Heimwerkermitteln (und ohne mich dabei Giftstoffen wie beim Bleigießen aussetzen zu müssen) voll funktionsfähige Stahljigs zu bauen und damit dann auch ausführlich fischen und testen konnte. Zu kaufen gibt es Rundkopf-Stahljigs ja meines Wissens leider derzeit nicht.
Das mache ich jetzt bereits 2 Jahre und ich konnte dabei bzgl. Fängigkeit im Vergleich zu Bleijigs keine Nachteile feststellen. Und das Ködergefühl ist auch ok (Stahl ist ja relativ schwer).
Bei Interesse: Mehr dazu siehe mein Stahljigs-Thema hier im Forum: https://angelforum.at/basteln-und-selbe ... 22470.html
und meine kleine Website, die ich für das Thema Stahljigs selbst angefertigt habe. Siehe https://stahljigs.at.
Was ich an Stahl auch toll finde, ist, dass ich auch als Laie abschätzen kann, dass er ungiftig ist und abgerissene Jigköpfe von selbst aus dem Gewässer verschwinden. Bei den anderen Materialien kann ich das mangels Wissen und Alltagserfahrung viel weniger. Da brauche ich Experteninfos und muss mich auf die verlassen (können).
Bei Anbietern habe ich bis jetzt leider auch kaum fundierte Infos gefunden. Deswegen habe ich z.B. bzgl. Zamak einen Anbieter gefragt, ob sich Zamak im Wasser auch so wie Stahl ungiftig in absehbarer Zeit auflöst. Seine ernüchternde Antwort: Er weiß nicht, ob und wann sich Zamak-Jigs im Wasser auflösen. Da könnte es also sein, dass ich mit Zamak nur vom Regen in die Traufe komme und den Fluss statt mit Blei mit Zamak zupflastere, weil es sich - - so wie Blei - nicht auflöst. Bei Stahl weiß ich woran ich bin.
Hier noch ein Vergleich der Dichte der Materialien. Diese Eigenschaft hat keine ökologische Bedeutung, aber große Bedeutung für die Eignung als Angelgewicht (Werte großteils lt. Wikipedia):
Blei (als Vergleichswert): 11,34
Wolfram (Tungsten): 19,25
Bismut: 9,78
Messing: 8,41 bis 8,86
Stahl: 7,85
Zinn: 7,27
Zink: 7,14
Zamak: 6,7
Stein/Beton: ca. 1,8 bis 2,4
Zum Abschluss möchte ich Infos, die "stahldurst" im Thread Jigs selber gießen zum Thema zur Verfügung gestellt hat, hier als Zitat einbringen.(Dank an stahldurst für die Infos!)
Hoffe auf eine angeregte Diskussion und Erkenntnisgewinn.stahldurst hat geschrieben:...
Das kann man nicht in ein paar Sätzen vollständig klären.
Für meine Teil gibts wenn überhaupt nur eine Alternative zu Blei, und das ist Stahl.
Zu den genannten möglichen Alternativen:
Fangen wir mal woanders an.
Zuerst sollte man sich mal Gedanken über die Häufigkeit der Elemente in der Erdkruste machen.
Umso seltener das Element umso teurer wird die Gewinnung bzw. Verarbeitung.
Da schneidet Eisen unschlagbar vor allen anderen für diesen Verwendungszweck tauglichen Elementen ab.
Bismut z.B. ist da eher hinten zu reihen.
Wolfram/Tungsten ansich, wäre vom praktischen Nutzen zum Angeln optimal.
Ich verwende auch gerne jigs oder bullet weights aus Tungsten, allerdings nur dort wo nicht mit Abrissen zu rechnen ist.
Leider ist Wolfram aber, wenn man die Herstellung betrachtet, wahrscheinlich einer der ökoligisch schlechtesten Kompromisse.
Messing ist wegen dem Kupfer wieder ein zweischneidiges Schwert, enthält es zum Großteil ebendieses.
Wird ja z.T. beim Fliegenbinden verwendet.
Viele Messinglegierungen enthalten auch wieder Blei.
Zamak ist für mich aufgrund der noch geringeren Dichte völlig uninteressant.
Stahl ist für mich bezogen auf die Dichte schon der Kompromiss der stark an der Kippe steht.
Hatte mal Zinkfieber ausgefasst, seither meide ich Zink.
...
Grüße
Erich