Die Helden vom Donaukanal
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Die Helden vom Donaukanal
Es scheint schon fast so zu sein, als ob bei den Reminiszenzen der "guten alten Zeit" der Donaukanal eine Sonderstellung einnehmen wird !
Nun, aus meiner Zeit dort von 1974-1980 gibt es natürlich auch noch einige Erinnerungen:
Es ist nämlich so, dass neben den üblichen "Weißen", die man dort fing, hin und wieder ein besonders Glücklicher oder Fachkundiger sogar einen kapitalen Fang landen konnte.
In der Zeit, als von Boilies noch keine Rede sein konnte, galten Karpfen über 5 Kilo als "kapital" und die damalige Zeitschrift des VÖAFV ("Der Fischer"), so ein kleinformatiges Blatt mit blauem Cover war hin und wieder "gewürzt" durch kleine Schwarz-Weiß-Fotos von glücklichen Fängern mit einem Karpfen größeren Umfanges.
Und soweit ich mich erinnern kann (ich kann es nachprüfen, da ich gebundene Ausgaben der Fischerzeitung von den damaligen Jahren habe) war im Jahr 1974 einmal ein sehr schlecht belichtetes Foto eines eher langhaarigen Mannes ("Langhaarige" wurden von der älteren Generation damals je nach Gemüt und Gesinnung als "Beatles" oder als "Gammler" bezeichnet), der in den Händen einen bulligen Spiegelkarpfen hielt und darunter stand geschrieben "Kapitaler Fang im Donaukanal ! Kollege N.N. konnte am TTMMJJ im Donaukanal bei der Urania einen Spiegelkarpfen mit 7,8 Kilo fangen! Gerät: 20er Peryl, Silberstahlhaken Größe 10, Köder; Wurm".
In dieser Zeit, ich war wohl 14,15 Jahre alt, war ich bei meinen Hobbies (Fischen, Jazzmusik) immer auf der Suche nach Idolen, und so hatte ich den Fänger dieses "Riesenkarpfen aus dem Donaukanal" zu meinem Idol auserkoren und etwa in der Weise, wie man als "Jazzer" davon träumte, ein Interview oder Autogramm von Miles Davis zu ergattern, hoffte ich, eines Tages bei meinen vielen Fischgängen zur Urania auch den glücklichen Fänger anzutreffen. Und tatsächlich ! Eines Tages fischte dort ein Mann etwa Ende 20 Anfang 30 mit längerem rotblonden Haar. Ich wandte mich freundlich schüchtern an ihn, ob ich "ihn etwas fragen dürfte". "Frag" antwortete er, und so fragte ich ihn, ob er vielleicht der Herr ist, der voriges Jahr den großen Karpfen hier gefangen habe. "Der bin ich !" antwortete er.
Ich bat ihn dann, mir zu erzählen, wie dieser Fang vor sich gegangen wäre, und er erzählte es mir tatsächlich:
Er habe genau an der selben Stelle hier den Biss bekommen, der Fisch sei hinüber zum anderen Ufer geflüchtet (etwa dorthin, wo heute die Hermann Strandbar ist), und er sei die Stiege hinauf, mit der Angel über die Brücke hinüber zum anderen Ufer, dort die Stiege wieder hinunter bis dort hin, wo keine Spundwand mehr war sondern das abgeschrägte Ufer, ein zweiter Kollege sei mit dem Kescher mitgegangen und dann hätten sie den Karpfen gekeschert, wobei der Kescherbügel zu Bruch gegangen ist".
So war ich also zu meinem persönlichen Interview mit dem "Star" der Urania-Angler gekommen.
Vielleicht weilt er ja noch unter uns und könnte über diese Geschichte schmunzeln
Der zweite "Held" des Donaukanals war ein kleiner Bub. Er hatte noch nicht das Alter für das Erlangen einer Lizenz erreicht, ich schätze er war 11, vielleicht 12 Jahre alt, immer in kurzen Hosen und fischte natürlich "schwarz", und hatte ein ganz eigenartiges Gerät:
Eine uralte gespließte Fliegenrute, die man nicht mehr auseinandernehmen konnte, daran eine kleine Stationärrolle (die billigste von der Daiwa-Serie, das war jene, die 70 Schilling kostete und beim Bügel kein Schnurlaufröllchen, sondern nur einfach einen Knick zum Führen der Schnur hatte! Das war die Daiwa 7270A-----weiß ich noch heute). Das etwas zerkringelte Peryl, ein wurmstichiger weißer Korkschwimmer, Blei und Haken.
Und ! ER FING ! Er fing mehr als alle anderen. Und FISCHEN KONNTE ER ! Während ich mit meiner langen Teleskoprute und noch mangelnder Erfahrung der richtigen Führungstechnik beim "Schwabn" oft Bisse verpasste, konnte er mit seinem kurzen windschiefen Stecken den Köder sehr präzise in der Strömung "führen" und fast bei jeder Drift hakte und landete er eine schöne große Nase oder Nerfling (dort "Gangl" genannt).
Und ein Mords-Mundwerk hatte er: Wollte ihn einer von den "Alten" verscheuchen, weil er ja keine Karte habe, erschrak unser kleiner Held nicht etwa, sondern sagte mit unheimlich ruhiger Stimme. "Heast Oida, i sag dir jetzt amoi wos: Dort unten (er zeigte vage in Richtung Stromab zur Rotundenbrücke) fischt mei Voda, und der is a Kontrollor, und waun i den hol´, der reißt da den Oasch auf !".
Interessanterweise wirkte das ! Es war einfach genial !
Einmal sagte er zu mir "geh, lass mi a bissl mit Dein´ Zeugl fischen, fisch´ Du derweil mit meinem" !
Und so tauschten wir die Geräte: Ich mit seiner "Fliegenrute" fing natürlich nichts, er mit meiner "Shakespeare Telerute" fing natürlich sehr wohl.
Nach einer halben Stunde wollte ich mein Gerät wieder zurückhaben.
Unsanft knallte er mir meine Rute vor die Füße und sagte "Da hast Dein Paradeis-Steckn, bin eh ned haaas d´rauf !"
Vielleicht gibt es ja auch diesen kleinen Held von damals noch, und als gesetzter Mitt-Fünfziger könnte er schmunzelnd meine Lobhymne an ihn lesen ...
Zeiten waren das damals, ach ja....... heute fische ich nicht mehr im Donaukanal, und ich glaube es würde mir auch keinen Spass mehr machen. Es gibt wegen dieser ganzen Strandbars und Ausflugsdampfer keine richtigen Plätze mehr, und wenn ich an wärmeren Tagen dort vorbeikomme, sitzt haufenweise Volk auf den Kaimauern, sodass gar kein Platz mehr für einen Fischer wäre...…..
Nun, aus meiner Zeit dort von 1974-1980 gibt es natürlich auch noch einige Erinnerungen:
Es ist nämlich so, dass neben den üblichen "Weißen", die man dort fing, hin und wieder ein besonders Glücklicher oder Fachkundiger sogar einen kapitalen Fang landen konnte.
In der Zeit, als von Boilies noch keine Rede sein konnte, galten Karpfen über 5 Kilo als "kapital" und die damalige Zeitschrift des VÖAFV ("Der Fischer"), so ein kleinformatiges Blatt mit blauem Cover war hin und wieder "gewürzt" durch kleine Schwarz-Weiß-Fotos von glücklichen Fängern mit einem Karpfen größeren Umfanges.
Und soweit ich mich erinnern kann (ich kann es nachprüfen, da ich gebundene Ausgaben der Fischerzeitung von den damaligen Jahren habe) war im Jahr 1974 einmal ein sehr schlecht belichtetes Foto eines eher langhaarigen Mannes ("Langhaarige" wurden von der älteren Generation damals je nach Gemüt und Gesinnung als "Beatles" oder als "Gammler" bezeichnet), der in den Händen einen bulligen Spiegelkarpfen hielt und darunter stand geschrieben "Kapitaler Fang im Donaukanal ! Kollege N.N. konnte am TTMMJJ im Donaukanal bei der Urania einen Spiegelkarpfen mit 7,8 Kilo fangen! Gerät: 20er Peryl, Silberstahlhaken Größe 10, Köder; Wurm".
In dieser Zeit, ich war wohl 14,15 Jahre alt, war ich bei meinen Hobbies (Fischen, Jazzmusik) immer auf der Suche nach Idolen, und so hatte ich den Fänger dieses "Riesenkarpfen aus dem Donaukanal" zu meinem Idol auserkoren und etwa in der Weise, wie man als "Jazzer" davon träumte, ein Interview oder Autogramm von Miles Davis zu ergattern, hoffte ich, eines Tages bei meinen vielen Fischgängen zur Urania auch den glücklichen Fänger anzutreffen. Und tatsächlich ! Eines Tages fischte dort ein Mann etwa Ende 20 Anfang 30 mit längerem rotblonden Haar. Ich wandte mich freundlich schüchtern an ihn, ob ich "ihn etwas fragen dürfte". "Frag" antwortete er, und so fragte ich ihn, ob er vielleicht der Herr ist, der voriges Jahr den großen Karpfen hier gefangen habe. "Der bin ich !" antwortete er.
Ich bat ihn dann, mir zu erzählen, wie dieser Fang vor sich gegangen wäre, und er erzählte es mir tatsächlich:
Er habe genau an der selben Stelle hier den Biss bekommen, der Fisch sei hinüber zum anderen Ufer geflüchtet (etwa dorthin, wo heute die Hermann Strandbar ist), und er sei die Stiege hinauf, mit der Angel über die Brücke hinüber zum anderen Ufer, dort die Stiege wieder hinunter bis dort hin, wo keine Spundwand mehr war sondern das abgeschrägte Ufer, ein zweiter Kollege sei mit dem Kescher mitgegangen und dann hätten sie den Karpfen gekeschert, wobei der Kescherbügel zu Bruch gegangen ist".
So war ich also zu meinem persönlichen Interview mit dem "Star" der Urania-Angler gekommen.
Vielleicht weilt er ja noch unter uns und könnte über diese Geschichte schmunzeln
Der zweite "Held" des Donaukanals war ein kleiner Bub. Er hatte noch nicht das Alter für das Erlangen einer Lizenz erreicht, ich schätze er war 11, vielleicht 12 Jahre alt, immer in kurzen Hosen und fischte natürlich "schwarz", und hatte ein ganz eigenartiges Gerät:
Eine uralte gespließte Fliegenrute, die man nicht mehr auseinandernehmen konnte, daran eine kleine Stationärrolle (die billigste von der Daiwa-Serie, das war jene, die 70 Schilling kostete und beim Bügel kein Schnurlaufröllchen, sondern nur einfach einen Knick zum Führen der Schnur hatte! Das war die Daiwa 7270A-----weiß ich noch heute). Das etwas zerkringelte Peryl, ein wurmstichiger weißer Korkschwimmer, Blei und Haken.
Und ! ER FING ! Er fing mehr als alle anderen. Und FISCHEN KONNTE ER ! Während ich mit meiner langen Teleskoprute und noch mangelnder Erfahrung der richtigen Führungstechnik beim "Schwabn" oft Bisse verpasste, konnte er mit seinem kurzen windschiefen Stecken den Köder sehr präzise in der Strömung "führen" und fast bei jeder Drift hakte und landete er eine schöne große Nase oder Nerfling (dort "Gangl" genannt).
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Einmal sagte er zu mir "geh, lass mi a bissl mit Dein´ Zeugl fischen, fisch´ Du derweil mit meinem" !
Und so tauschten wir die Geräte: Ich mit seiner "Fliegenrute" fing natürlich nichts, er mit meiner "Shakespeare Telerute" fing natürlich sehr wohl.
Nach einer halben Stunde wollte ich mein Gerät wieder zurückhaben.
Unsanft knallte er mir meine Rute vor die Füße und sagte "Da hast Dein Paradeis-Steckn, bin eh ned haaas d´rauf !"
Vielleicht gibt es ja auch diesen kleinen Held von damals noch, und als gesetzter Mitt-Fünfziger könnte er schmunzelnd meine Lobhymne an ihn lesen ...
Zeiten waren das damals, ach ja....... heute fische ich nicht mehr im Donaukanal, und ich glaube es würde mir auch keinen Spass mehr machen. Es gibt wegen dieser ganzen Strandbars und Ausflugsdampfer keine richtigen Plätze mehr, und wenn ich an wärmeren Tagen dort vorbeikomme, sitzt haufenweise Volk auf den Kaimauern, sodass gar kein Platz mehr für einen Fischer wäre...…..
- Romario
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Re: Die Helden vom Donaukanal
Wow! Was für eine bzw eigentlich zwei wunderbare Geschichten.
Wäre das nicht herrlich, wenn einer deiner Helden der Vergangenheit ein Forumsmitglied wäre ...
Danke jedenfalls für diese Geschichte - so fängt der Arbeitstag im Büro gleich besser an
greets
Wäre das nicht herrlich, wenn einer deiner Helden der Vergangenheit ein Forumsmitglied wäre ...
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- rob gone fishing
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Re: Die Helden vom Donaukanal
dachte, der bua warst du, romario!
super geschichte lupus! hab den kanal immer gemieden, fischen war für mich natur und nicht stadt, auch als kind schon.
bin da lieber im flex auf lustig gewesen, als dort fischen.... lg rob
super geschichte lupus! hab den kanal immer gemieden, fischen war für mich natur und nicht stadt, auch als kind schon.
bin da lieber im flex auf lustig gewesen, als dort fischen.... lg rob
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- Romario • Lupus
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Re: Die Helden vom Donaukanal
Danke Rob - der war gut!
aber der Bua hat viel zu viel gefangen - des kann net i gewesen sein
greets
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- rob gone fishing • Lupus
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Re: Die Helden vom Donaukanal
Tolle Geschichten! Noch dazu kenne auch ich all diese Plätze, da ich selbst einige Jahre lang in Wien gelebt und am Kanal auf Zander und Schied gefischt habe. Auch direkt vor dem Flex übrigens - einer meiner Lieblingsspots!
-
- Brasse
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Re: Die Helden vom Donaukanal
Nette Sachen !
Ich glaub, dass damals die Fisch überhaupt kleiner waren- bzw. nicht die Chance hatten, zu so Riesen zu werden, wie man sie heute fängt.
Es waren auch die Brittelmaße niedriger.
Anbei eine Lizenz aus den Sechzigern LG von grusteve
Ich glaub, dass damals die Fisch überhaupt kleiner waren- bzw. nicht die Chance hatten, zu so Riesen zu werden, wie man sie heute fängt.
Es waren auch die Brittelmaße niedriger.
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- TheKing1959
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Re: Die Helden vom Donaukanal
@ lupus;
Das Wort „Gammler“ fasziniert mich heute noch !
War Anfang der 70er sicher das Wort des Jahres.
Ich habe es sicher schon 40 jahre nimmer gehört od.gelesen ;
Danke für diese Wortmeldung!!!!!
Ich wurde auch des öfteren so betitelt.wo ist die Zeit nur geblieben.?
Das Wort „Gammler“ fasziniert mich heute noch !
War Anfang der 70er sicher das Wort des Jahres.
Ich habe es sicher schon 40 jahre nimmer gehört od.gelesen ;
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Ich wurde auch des öfteren so betitelt.wo ist die Zeit nur geblieben.?
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Re: Die Helden vom Donaukanal
ServusTheKing1959 hat geschrieben: ↑31.01.2020, 17:42@ lupus;
Das Wort „Gammler“ fasziniert mich heute noch !
War Anfang der 70er sicher das Wort des Jahres.
Ich habe es sicher schon 40 jahre nimmer gehört od.gelesen ;
Danke für diese Wortmeldung!!!!!
Ich wurde auch des öfteren so betitelt.wo ist die Zeit nur geblieben.?
Ja genau das war Anfang der 70er, Gammler so wurde ich von meinen älteren Arbeitskollegen, und auch vom Berufsschuldirektor genannt.
Der Busfahrer (damals mit Zigarre am Steuer) begrüßte mich je nach Laune mit Hr.Gammler oder Fräulein, sehr zum Gaudium der Mitfahrenden.
Mein Outfit damals Poker Hose (schwarz, grau längst gestreift, unten extrem weit) eine sogenannte Ami Jacke vom "Jud" aus Asten und so hohe Schuhe (ich glaube Clarks).
Eine schöne Zeit
Petri aus Enns
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- grusteve • TheKing1959 • Lupus
Der vielleicht letzte klassische Ansitzangler Österreich`s
http://spazio3.com
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Re: Die Helden vom Donaukanal
Ja irgendwie war es schon eine entspanntere Zeit ! Einen weiteren Busfahrer gab es damals auch, der die Strecke von Kronstorf nach Enns manchmal richtiggehend wie ein Schwärzer hereinbrauste- um am Stadtplatz beim Wirten schnell ein kleines Bierchen zu zwitschern- und keiner regte sich da auf, sondern man lachte nur ein bisschen augenzwinkernd.Kaindlau hat geschrieben: ↑02.02.2020, 16:50Der Busfahrer (damals mit Zigarre am Steuer) begrüßte mich je nach Laune mit Hr.Gammler oder Fräulein, sehr zum Gaudium der Mitfahrenden.
Mein Outfit damals Poker Hose (schwarz, grau längst gestreift, unten extrem weit) eine sogenannte Ami Jacke vom "Jud" aus Asten und so hohe Schuhe (ich glaube Clarks).
Eine schöne Zeit
.. und den legendären "Jud" seh ich auch noch vor mir und erinnere mich vor allem seine ihm eigene unverwechselbare Sprachmelodie. Alles Mögliche konnte man da kaufen und sehr billig.
Alles halt schon Geschichte.
LG von Stefan
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Re: Die Helden vom Donaukanal
Hi
Ja Karpfen über 5 Kilo waren damals wirklich schon kapital.
Erinnere mich noch an das Buch "Biss auf Biss ", wo sich der Autor Rudolf Sack stolz mit einem 10 Kilo Karpfen präsentierte ( Kommentar: Der zieht ganz schön in den Armen ). Heute sind solche Fische alltäglich.
Hihihi, die schwarzen Glockenhosen aus Samt und die Armyjacke vom Hebräer aus der Judengasse im 1. Bezirk. So bin ich in den 1970er Jahren auch mit schulterlangen Locken "vergammelt" herumgelaufen. Aber bei uns in der Handelsschule sahen viele so aus. Ich habe es damals besonders geliebt, mir gebrauchte Maßschuhe beim Hebräer zu kaufen, die hatten immer Eisen auf Spitzen und Absätzen. Mit denen bin ich nach der Disko, noch auf ein Glaserl Sekt über die Kärntner Strasse geklappert. Ur geil.
Trotz der geringen Brittelmaße und der saudreckigen Donau und - kanal, hat es vor Fischen nur so gewimmelt.
Ja Karpfen über 5 Kilo waren damals wirklich schon kapital.
Erinnere mich noch an das Buch "Biss auf Biss ", wo sich der Autor Rudolf Sack stolz mit einem 10 Kilo Karpfen präsentierte ( Kommentar: Der zieht ganz schön in den Armen ). Heute sind solche Fische alltäglich.
Hihihi, die schwarzen Glockenhosen aus Samt und die Armyjacke vom Hebräer aus der Judengasse im 1. Bezirk. So bin ich in den 1970er Jahren auch mit schulterlangen Locken "vergammelt" herumgelaufen. Aber bei uns in der Handelsschule sahen viele so aus. Ich habe es damals besonders geliebt, mir gebrauchte Maßschuhe beim Hebräer zu kaufen, die hatten immer Eisen auf Spitzen und Absätzen. Mit denen bin ich nach der Disko, noch auf ein Glaserl Sekt über die Kärntner Strasse geklappert. Ur geil.
Trotz der geringen Brittelmaße und der saudreckigen Donau und - kanal, hat es vor Fischen nur so gewimmelt.
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- grusteve • Kaindlau • regus
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Re: Die Helden vom Donaukanal
wow, ich hätte nie gedacht, dass mein Ausdruck "Gammler" so viel Echo auslöst.
Ja, die 70er Jahre, vor allem aber die frühen 70er oder auch noch späten 60er waren so ein Zusammenprall von "Kulturen".
Ich erinnere mich auch an so "finstere Bücher" wie Helmut Zenker´s "Die Entfernung des Hausmeisters".
Da kam in der Geschichte "Einmal möchte ich einen Tag lang Zähne zwischen den Beinen haben" , wo eine junge Frau ihren Lebensweg schildert, die Stelle vor, wo sie als Verkäuferin bei einem Fleischhauer arbeitete, und als ab 1966 die ersten Langhaarigen auftauchten, wurden sie von dem Ehepaar, welches das Geschäft innehatte, NICHT BEDIENT, WEIL MAN STOLZ AUF DIE ANDERE KUNDSCHAFT WAR".
Auch ich wurde bei bodenständigen Greißlereien manchmal unfreundlich bedient wegen meiner langen Haare.
Da stand ich in der Schlange und wartete, alle anderen rechtschaffenen Kundinnen "Frau Hofrat" "Frau Ministerialrat" "Frau Regierungsrat" wurden unterwürfigst bedient, und als ich an die Reihe kam, verzog die alte Greißerlin den Mund zu so einer Fratze in Form eines Hühnerpopo und sagte kurz und knapp "Bittäää".
Aber weil Ihr noch von Klamotten der damaligen Zeit redet: Könnt Ihr Euch noch an diese saublöde Mode ganz am Anfang der 70er erinnern, wo junge Burschen so lange, taillierte Pullover trugen, und um die Taillie einen breiten Ledergürtel mit irgendso einer protzigen Schnalle. Und dann noch so riesige Ketten mit irgendeinem Klunker, der vorne am Pullover hing ? Das war so 1971,72 in Mode. Pilzkopffrisur und diese deppaten Pullover in Lila oder Gelb...….
Ich war damals 12 und wollte auch sowas haben. "Naaaa, da schaust gleich aus wie a Gammler"
Ja, die 70er Jahre, vor allem aber die frühen 70er oder auch noch späten 60er waren so ein Zusammenprall von "Kulturen".
Ich erinnere mich auch an so "finstere Bücher" wie Helmut Zenker´s "Die Entfernung des Hausmeisters".
Da kam in der Geschichte "Einmal möchte ich einen Tag lang Zähne zwischen den Beinen haben" , wo eine junge Frau ihren Lebensweg schildert, die Stelle vor, wo sie als Verkäuferin bei einem Fleischhauer arbeitete, und als ab 1966 die ersten Langhaarigen auftauchten, wurden sie von dem Ehepaar, welches das Geschäft innehatte, NICHT BEDIENT, WEIL MAN STOLZ AUF DIE ANDERE KUNDSCHAFT WAR".
Auch ich wurde bei bodenständigen Greißlereien manchmal unfreundlich bedient wegen meiner langen Haare.
Da stand ich in der Schlange und wartete, alle anderen rechtschaffenen Kundinnen "Frau Hofrat" "Frau Ministerialrat" "Frau Regierungsrat" wurden unterwürfigst bedient, und als ich an die Reihe kam, verzog die alte Greißerlin den Mund zu so einer Fratze in Form eines Hühnerpopo und sagte kurz und knapp "Bittäää".
Aber weil Ihr noch von Klamotten der damaligen Zeit redet: Könnt Ihr Euch noch an diese saublöde Mode ganz am Anfang der 70er erinnern, wo junge Burschen so lange, taillierte Pullover trugen, und um die Taillie einen breiten Ledergürtel mit irgendso einer protzigen Schnalle. Und dann noch so riesige Ketten mit irgendeinem Klunker, der vorne am Pullover hing ? Das war so 1971,72 in Mode. Pilzkopffrisur und diese deppaten Pullover in Lila oder Gelb...….
Ich war damals 12 und wollte auch sowas haben. "Naaaa, da schaust gleich aus wie a Gammler"
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- Karpfen
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Re: Die Helden vom Donaukanal
Nach einem beruflichen Aufenthalt von 3 Jahren in Amsterdam kam ich 1981 wieder zurück nach Österreich und wir beschlossen uns aus praktischen Gründen vom Land nach Wien zu ziehen um dem Pendeln ein Ende zu setzen und mieteten im 9 Bezirk eine Altbauwohnung in der Schubertgasse. das war 1981, die Miete betrug umgerechnet ca. 135 Euro für 93 qm, damals war der 9e noch ein sehr ruhiger und schöner Bezirk. Die Alserstrasse runter waren
10 Minuten bis zur Friedensbrücke und zum Kanal, also beschloss ich mir eine Lizenz für den Donaukanal zu besorgen. Bevor ich das erstemal zum Angeln ging sondierte ich die Lage am Kanal. Gleich neben der Friedensbrücke beim betonierten Einlauf des zum Rinnsal verkommenen Alserbaches sah ich si dann, die Helden des Donaukanals: Meist ältere Semester, Pensionisten im Blauzeug und mit Eisenbahnerkapperln fischten direkt an der Betonkante mit
Stoppelzeugeln an riesaigen Teleskop-Prügeln auf Weisse aller Art, hievten die Opfer über die Betonkante und klatschten sie ohne keschern auf den Betonboden. Jede Menge "Hülsen" vom Schwechater und Doppler mit feistem Brünnerstrassler, wenn der Soff ausging holte man Nachschub beim Kiosk oben neben dem Eingang zur Stadtbahn und die Welt war wieder in Ordnung. So bot das Platzerl einige Vorteile: man fischte nicht in der Strömung und ersparte sich nach jedem Einholen allerlei grausigen Unrat von der Leine zu zupfen, der Boden war eben und die Gefahr in der Fett`n vom billigen Campingsessel zu stürzen war minimiert, Nachschub an Alk war immer gegeben. Ich versuchte ein Gespräch zu beginnen, aber die Burschen waren sehr misstrauisch und redeten nicht mit jedem, vor allem nicht mit langhaarigen jüngeren Leuten. Fazit: Ich hab dort nich gefischt, im Rest vom Donaukanal auch sehr selten, nach einem Jahr hab ich dann durch den Vater eines Arbeitskollegen eine Lizenz am Heustadlwasser bekommen, für mich eines der schönsten Reviere in Wien. Dort habe ich 8 Jahre gefischt dann sind wir wieder aufs Land gezogen und meine geliebten Marchauen hatten mich wieder.
10 Minuten bis zur Friedensbrücke und zum Kanal, also beschloss ich mir eine Lizenz für den Donaukanal zu besorgen. Bevor ich das erstemal zum Angeln ging sondierte ich die Lage am Kanal. Gleich neben der Friedensbrücke beim betonierten Einlauf des zum Rinnsal verkommenen Alserbaches sah ich si dann, die Helden des Donaukanals: Meist ältere Semester, Pensionisten im Blauzeug und mit Eisenbahnerkapperln fischten direkt an der Betonkante mit
Stoppelzeugeln an riesaigen Teleskop-Prügeln auf Weisse aller Art, hievten die Opfer über die Betonkante und klatschten sie ohne keschern auf den Betonboden. Jede Menge "Hülsen" vom Schwechater und Doppler mit feistem Brünnerstrassler, wenn der Soff ausging holte man Nachschub beim Kiosk oben neben dem Eingang zur Stadtbahn und die Welt war wieder in Ordnung. So bot das Platzerl einige Vorteile: man fischte nicht in der Strömung und ersparte sich nach jedem Einholen allerlei grausigen Unrat von der Leine zu zupfen, der Boden war eben und die Gefahr in der Fett`n vom billigen Campingsessel zu stürzen war minimiert, Nachschub an Alk war immer gegeben. Ich versuchte ein Gespräch zu beginnen, aber die Burschen waren sehr misstrauisch und redeten nicht mit jedem, vor allem nicht mit langhaarigen jüngeren Leuten. Fazit: Ich hab dort nich gefischt, im Rest vom Donaukanal auch sehr selten, nach einem Jahr hab ich dann durch den Vater eines Arbeitskollegen eine Lizenz am Heustadlwasser bekommen, für mich eines der schönsten Reviere in Wien. Dort habe ich 8 Jahre gefischt dann sind wir wieder aufs Land gezogen und meine geliebten Marchauen hatten mich wieder.
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Re: Die Helden vom Donaukanal
An ein kleines Erlebnis "Heustadlwasser" so um 1970 kann ich mich auch noch erinnern. Es war der 1. Mai und ich war mit meinen Eltern im Prater. Wir mieteten dann auch ein Boot beim Bootsverleih am Heustadlwasser und als wir das schmale Wasser entlangfuhren, saßen "aufgefädelt" wie eine Perlenkette die "Hechtnfischer", denn es war Ende der Hechtschonzeit. Alle hatten sie die damals üblichen Montagen mit den 5 Pilotkorken vor dem dicken Hechtschwimmer. Es war schon merkwürdig dieses "Nebeneinander", einerseits starker Ruderbootverkehr, andererseits die Ellbogen an Ellbogen sitzenden Fischer.peterben hat geschrieben: ↑04.02.2020, 09:34
Fazit: Ich hab dort nich gefischt, im Rest vom Donaukanal auch sehr selten, nach einem Jahr hab ich dann durch den Vater eines Arbeitskollegen eine Lizenz am Heustadlwasser bekommen, für mich eines der schönsten Reviere in Wien. Dort habe ich 8 Jahre gefischt dann sind wir wieder aufs Land gezogen und meine geliebten Marchauen hatten mich wieder.
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Re: Die Helden vom Donaukanal
Also das Heustadelwasser, insbesondere der letzte Teil über der Hauptalle relativ seicht und verkrautet war ein Hechtenparadies, ich war dort einer der wenigen Spinnfischer, war ein echtes Hechtenparadies. Bis zu 10 Stück an einem Sonntagvormittag im Herbst waren möglich. Aber im vorderen Bereich ab Bootsverleih waren die größeren Exemplare. Ich verwendete damals nur einen Spinner: Mepps Lusox Nr. 3, bis heute auch am Marchfeldkanal mein fängigster Hechtenspinner. Leider in den Shops in Wien kaum mehr zu kriegen, aber in diesem Fall gibt`s ja den Onlinehandel. vor kurzem erst spazieren dort, noch immer ein herrliches Gewässer!