Mit Koppen Geld verdienen

Antworten
Benutzeravatar
Kaindlau
Moderator
Beiträge: 4218
Registriert: 06.03.2005, 18:36
Revier/Gewässer: ÖFG Revier Wallsee/M
Wohnort: Enns O/Ö
Hat sich bedankt: 1466 Mal
Danksagung erhalten: 572 Mal
Kontaktdaten:

Mit Koppen Geld verdienen

Beitrag von Kaindlau » 06.08.2020, 12:28

Servus

Dieses "Gschicht"l" kann ich heute mit ruhigen Gewissen erzählen, den erstens waren wir noch Lausbuben und zweitens ist das ganze sicher verjährt.
Unweit unserer Wohnung gab es den sogenannten Mühlbach und einen Wehrtümpel von uns liebevoll "Wirrtümpfel genannt.
Das ganze war ein Paradies für uns Buben, und so waren wir auch fast jeden Tag am und im Wasser, und auch die ersten Fischereilichen Versuche wurden hier gesetzt.
Natürlich wussten wir das das ganze nicht legal war, aber wir waren ja Lausbuben und in der damaligen Zeit gab es höchstens eine "Kopfnuss" aber keine Anzeige.
Und so hatten wir bald herausgefunden, das der Dienstag, der Samstag Vormittag und der ganze Sonntag Tabu für uns waren, den an diesen Tagen fischten der Herr Friseurmeister, der Stadtpolizeikommandant, und der Hauptschullehrer.
Besonders der Dienstag hat es uns angetan, den da war Blinkerzeit am Wasser angesagt.
Den da kam immer zur selben Zeit der besagte Stadtpolizist in eleganter Kleidung und Watstiefeln und begann sein Werk immer an der gleichen Stelle, und er gestattete uns ihn begleiten zu dürfen.
Da wir noch nie einen Blinker in Einsatz gesehen hatten, erklärte er uns das Prinzip des Blinkerns, in einer Art und Weise, das wir fasziniert zuschauten.
Er zauberte mit eleganten Würfen unter, neben und vor den Büschen, und so manche Forelle (hier bekamen wir auch den Unterschied zwischen Bach und Regenbogenforelle anschaulich erklärt) fand den Weg in den Kescher und später in den umgehängten Weidekorb.
Als er eines Tages erklärte das die Koppe eigentlich der Topköder für Forellen war, erklärten wir und bereit, bis zur nächsten Woche ihn mit einigen Exemplaren zu versorgen.
Gesagt getan, unter fast jeden Stein im Knietiefen Wasser war eine Koppe zu finden, und da wir sehr geschickt waren mit dem Fangen, kam es, das wir am besagten Tag mit zwei Kübeln mit ca. 30 Koppen auf ihn warteten.
Entsetzt erklärte er nur ein Paar Koppen zu nehmen, und wir den Großteil wieder zurücksetzen solle.
Wir bekamen ein jeder einen Schilling, und fortan war immer wer von uns am Dienstag zur Stelle, und das Geschäft mit den Koppen entwickelte sich, auch Dank der Mundpropaganda sehr gut.
Die Fischer hatten ihre Köder, und wir konnten uns beim damals noch fahrenden Bäcker die Bensdorp Schokolade in allen nur erdenklichen Farben kaufen.
Wenn man so will, dann war das das erste "Win Win" Geschäft.

Petri aus Enns
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Kaindlau für den Beitrag (Insgesamt 5):
Romariorob gone fishinggrusteveevocdoubleH
Der vielleicht letzte klassische Ansitzangler Österreich`s
http://spazio3.com

Benutzeravatar
OHKW
Huchen
Beiträge: 1664
Registriert: 13.01.2013, 17:22
Hat sich bedankt: 75 Mal
Danksagung erhalten: 182 Mal

Re: Mit Koppen Geld verdienen

Beitrag von OHKW » 06.08.2020, 12:50

Entweder hast du die Geschichte schon mal zum Besten gegeben, oder das Geschäftsmodell hatte auch jemand anderes der mir das in diesem oder einem anderen Forum erzählt hatte. Auch wenn ich mir das Wer und Wo nicht gemerkt habe, zumindest das Was hab ich irgendwie abgespeichert ^^
Danke für die Anekdote jedenfalls.

Benutzeravatar
Lupus
Wels
Beiträge: 9093
Registriert: 19.03.2005, 10:58
Revier/Gewässer: verschiedene
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 943 Mal
Danksagung erhalten: 955 Mal

Re: Mit Koppen Geld verdienen

Beitrag von Lupus » 06.08.2020, 13:50

Ja, sehr schöne Geschichte.

Und damals war Spinnfischen auf Forellen noch viel mehr üblich als heute. Und auch ich sah noch bei dem "Onkel" , für den ich den "Lagelbuam" machen durfte, noch Koppen am Spinnsystem in Einsatz.

Koppen fangen war auch für mich üblich. Die letzten Koppen, die ich "fing" waren eigentlich nur dazu bestimmt, dass ich sie kurz in der Hand hielt und meiner Frau zeigte, um sie dann schnell wieder freizulassen.

Eine andere Kleinfischart, die in meiner Kindheit noch sehr sehr häufig war, war die Schmerle. Auch Schmerlen ließen sich leicht mit einem Aquariumkescher fangen. Ich habe schon seit Ewigkeiten keine mehr gesehen.

Aja, und an die Bensdorp-Schokoladen in verschiedenen Farben erinnere ich mich auch noch gut. Bensdorp Schockolade und Stolwerk Bonbons. Witzigerweise habe ich zwei Süßigkeitsrelikte meiner Kindheit sogar heute noch gesehen: Wiener Zuckerln, und Sport-Gummis.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Lupus für den Beitrag (Insgesamt 2):
grusteveKaindlau

Benutzeravatar
rob gone fishing
Moderator
Beiträge: 4250
Registriert: 09.03.2008, 17:07
Revier/Gewässer: donau, flüsse-meer
Wohnort: an der donau
Hat sich bedankt: 941 Mal
Danksagung erhalten: 394 Mal
Kontaktdaten:

Re: Mit Koppen Geld verdienen

Beitrag von rob gone fishing » 06.08.2020, 14:15

super geschichte hans peter! in meiner kindheit verdienten wir mit selbst gesuchten würmern, die wir an die angler verkauften, unser geld für eine bensdorp, oder kirchstein blockmalz! :lol: lg rob
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor rob gone fishing für den Beitrag:
Kaindlau

Benutzeravatar
da_cesa
Brasse
Beiträge: 226
Registriert: 12.03.2014, 17:09
Revier/Gewässer: Sulm/Laßnitz
Hat sich bedankt: 6 Mal
Danksagung erhalten: 3 Mal

Re: Mit Koppen Geld verdienen

Beitrag von da_cesa » 06.08.2020, 15:40

sehr liebe Geschichte :D

@Lupus: Stollwerck .. die hat der hofer vor 25-30 Jahren im Sortiment gehabt. Herrliche Dinger. Wurden auch Plombenzieher genannt bei uns in der Familie.

Ich liebte sie.

Benutzeravatar
GvonderRinne
Karpfen
Beiträge: 499
Registriert: 07.06.2018, 17:37
Revier/Gewässer: Donaustadt 2
Wohnort: 1020 Wien
Hat sich bedankt: 283 Mal
Danksagung erhalten: 335 Mal

Re: Mit Koppen Geld verdienen

Beitrag von GvonderRinne » 06.08.2020, 17:37

Bensdorp mmmmh
Am liebsten waren mir die grünen mit Haselnuß, die blieben so schon zwischen den Zähnen, da habe ich länger den Geschmack gehabt.
Koppen hat es früher auch in der Wiener Donau massenweise unter den Steinen gegeben

grusteve
Brasse
Beiträge: 172
Registriert: 21.11.2016, 17:35
Revier/Gewässer: Tschechien
Wohnort: Enns
Hat sich bedankt: 223 Mal
Danksagung erhalten: 145 Mal

Re: Mit Koppen Geld verdienen

Beitrag von grusteve » 06.08.2020, 21:46

Hans, da hab ich schmunzeln und begeistert nicken müssen- vor allem auch, weil ich mir einbilde, die von dir genannten Akteure alle zu kennen- den Wirtümpfel ja sowieso. Er war in meiner Kindheit noch ein hochgeschätztes Badeparadies mit zwar recht frischem Bachwasser. Dies hielt aber an heißen Sommertagen 50-60 Badende nicht ab- und eine Sandbank gab es auch sogar für die damals noch nicht wenigen Nichtschwimmer, die da die Fusserl oder auch die Knie kühlten. Und dann gab es die tollkühn Verwegenen, die von der Granitblockwand hineinsprangen.
Ich finde es sehr schade, dass von dieser uralten Wehranlage gar nichts mehr übrig ist- sie war in ihrer allerersten Form ein richtiges Kulturdenkmal. Wenigstens aus meiner Sicht.
Und Koppen waren damals wirklich unter jedem Stein- so wie die Krebse-und zwar keine Signali sondern schon Edelkrebse !

LG Stefan
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor grusteve für den Beitrag:
Kaindlau

Benutzeravatar
Lupus
Wels
Beiträge: 9093
Registriert: 19.03.2005, 10:58
Revier/Gewässer: verschiedene
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 943 Mal
Danksagung erhalten: 955 Mal

Re: Mit Koppen Geld verdienen

Beitrag von Lupus » 07.08.2020, 07:44

grusteve hat geschrieben:
06.08.2020, 21:46


Und Koppen waren damals wirklich unter jedem Stein- so wie die Krebse-und zwar keine Signali sondern schon Edelkrebse !

LG Stefan
Im Ausseer Land gab es im Toplitzbach (zwischen Toplitzsee und Grundlsee) die sogenannten Steinkrebse, das war der kleine heimische Verwandte des Edelkrebses. Die sind glaube ich völlig verschwunden.

grusteve
Brasse
Beiträge: 172
Registriert: 21.11.2016, 17:35
Revier/Gewässer: Tschechien
Wohnort: Enns
Hat sich bedankt: 223 Mal
Danksagung erhalten: 145 Mal

Re: Mit Koppen Geld verdienen

Beitrag von grusteve » 10.08.2020, 12:03

Lupus hat geschrieben:
07.08.2020, 07:44
m Ausseer Land gab es im Toplitzbach (zwischen Toplitzsee und Grundlsee) die sogenannten Steinkrebse, das war der kleine heimische Verwandte des Edelkrebses. Die sind glaube ich völlig verschwunden.
Ja Gerhard, die Steinkrebse ! Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es sie bei uns gegeben hat oder ob die größeren Krebsarten sie nicht vielleicht auch kannibalisch dezimiert und ausgerottet haben. Außerdem hätten wir sie wahrscheinlich eh als "junge, noch nicht ausgewachsene Krebserl" betrachtet. :lol:
Wie kennt man die zweifelsfrei auseinander ?
Lupus hat geschrieben:
06.08.2020, 13:50
Aja, und an die Bensdorp-Schokoladen in verschiedenen Farben erinnere ich mich auch noch gut. Bensdorp Schockolade und Stolwerk Bonbons.
Die 1 Schilling Schokolade in der Schleife ! Und wenn man 650 Schleifen gesammelt hat, dann hat man diese eingeschickt und nach Wochen sehnsüchtigen Wartens kamen 15 Schokoladerln. Das Stollwerck gab es beim Bäcker in seinem winzigkleinen Laden- ganz nahe der Volksschule- um 10 Groschen auch einzeln das Stück. Wir haben oft und gern dort welche gekauft vielleicht wirklich nur eines oder gar 2,3,5 -und der "wohlhabende" Müllersohn auch gleich 20, wovon er uns aber immer welche kameradschaftlich abgab.
LG Stefan

Antworten

Zurück zu „Wie es früher war“