regus hat geschrieben: ↑12.09.2023, 10:37
Servus Heli,
ich glaube wir hatten schon mal kurz dieses Thema oder?
Ich muss aber sagen dass ich teilweise ganz anderer Meinung bin als du und ganz andere Beobachtungen gemacht habe.
Ich habe einige Erfahrungen gemacht die mir zeigten dass der Wels extremste Wahrnehmungen hat, er bekommt absolut alles mit was in mehreren Metern Umgebung von ihm passiert, doch einen Angriff startet er nur selten.
Ein Beispiel, es war vor 34 Jahren, ich habe in Russland im Wolgadelta gefischt und sammelte erst meine ersten Welserfahrungen.
Wir stehen im Boot und fangen mit kleinen Spinnern Rapfen also Köderfische.
Plötzlich sehe ich einen Wels etwa 10 Meter links vor mir stehen an der Oberfläche.
Ich werfe ihn an, aber es war so windig und eine Böe verträgt meinen kleinen Spinner gute 20 Meter nach rechts.
In dem Moment wo der Spinner die Wasseroberfläche berührt gibt es links einen Knaller, der Wels schießt auf meinen Spinner zu und im selben Augenblick hat er ihn schon.
Die Distanz war mindesten 20 Meter, eher mehr.
Das habe ich auch Nachts schon oft bemerkt, ich sehe im Schein der Lampe einen Wels, werfe ihn aber nicht an sondern bewege den Wobbler nur leicht an der Oberfläche. Die Fische nehmen das noch mit mehreren Metern Abstand wahr und finden den Köder zielsicher.
Ein anderes Beispiel. Ebro 2002. Ich lasse mich an einem glasklaren Nebenfluss im Schlauchboot runtertreiben und werfe gezielt verschiedene interessante Stellen an. Dann beobachte ich einen Wels der ruhend am Boden liegt. Ich halt mich an einem Ast an und beobachte.
Es ist etwa 2 Meter tief. Ein winziges Krautbüschel treibt in dem sehr langsam fließenden Fluss an der Oberfläche. Ohne Bewegung, keine Wellen oder ähnliches verursachend. Der Wels steigt auf, inspiziert es und legt sich wieder ab. Das wiederholt er bei jedem Treibgut.
Ich halte den Blinker an der Wasserfläche einfach nur ins Wasser, er steigt blitzartig auf und nimmt ihn sofort - unglaublich.
Also der Wels hat derart feine Wahrnehmungen dass er alles registriert was sich in seiner Umgebung abspielt.
So wie wir uns nicht vorstellen können dass der Falke noch aus 300 Metern Entfernung die Maus im Gras sieht, können wir die Sensibilität des Welse nicht nachvollziehen.
Man sieht das ja auch sehr gut bei den Aufnahmen der neuen Livescope Geräte, oft schießt der Wels zielgerichtet von unten hinauf und schlägt regelrecht ein am Köder, meistens aber schwimmt er nur herum, steht oft wenige cm vorm Köder, inspiziert ihn manchmal minutenlang, aber nimmt ihn nicht.
Aber finden wird der Wels jeden Köder, auch aus mehreren Metern Entfernung. Selbst tote Köderfische die an rieseigen Wasserflächen ohne jegliche Bewegung abgespannt werden, findet der Wels durch sein Ortung leicht.
Der Wels frisst auch nur wenn er seine Fressphase hat, das haben wir schon sehr oft bemerkt.
An der Alten Donau haben wir viel probiert, den Fischen die oft in großen Rudeln unter den Floßen gestanden sind haben wir die besten Leckereien vorgelegt, direkt zwischen dutzenden Welsen, die Fische waren nicht auf Fressen eingestellt und es gab da nie eine einzige Aktion.
Ebenso einmal im Herbst in einer Buhne. Wir haben die Fische vertikal befischt, wussten sie sind da, haben aber keinen Biss bekommen.
Am Abend die gleiche Stelle nochmal abgefischt und da waren sie voll aktiv - Ergebnis waren 18! Welse.
Ich denke die Fische kommen hoch, aber nehmen einfach nicht, besonders dann wenn sie das Klopfen schon kennen.