Geheimtipp in der grünen Mark

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Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von stone » 13.12.2011, 22:33

Geheimtipp in der grünen Mark

Müdigkeit, Anspannung und klirrende Kälte überwiegten zu Beginn meiner November Session in der schönen Steiermark.
Doch es sollte ein unvergessliches Wochenende werden.

Zu Beginn meiner Karpfenangelei musste ich leider feststellen, dass es in meiner Umgebung, nämlich der Obersteiermark, genauer dem
Bezirk Leoben, keine, schnell zu erreichende Karpfengewässer gibt. Ich wich daher zu dieser Zeit in die Untersteiermark aus, welche ja einige
gute Gewässer vorzuweisen hat. Eines Tages bekam ich jedoch beim Fachgeschäft meines Vertrauens einen Tipp über einen kleinen Baggersee
der nur 20 Minuten von mir entfernt liegt.

Das Mürztaler Fischerparadies.

Nach kurzer Überlegung wurde beschlossen es dort einmal zu versuchen. Aus diesem ersten Versuch wurden Tage, sogar Monate. Ich entschloss
mich die Jahreskarte zu lösen um diesen See genauestens unter die Lupe zu nehmen. Es folgten etliche Schneidertage auf die wiederum fischreiche
Tage kamen. Viele Emotionen und gute Bekanntschaften entwickelten sich dank des besten Hobbys der Welt.

Dieser ca. 2 – 3 ha große Baggersee wurde zur Schottergewinnung ausgehoben. Seit einigen Jahren ist er jedoch in privaten Besitz und die Arbeiten
wurden eingestellt.
Die Seetiefe reicht von 0,5m bis ca. 10m und er wird von Grundwasser gespeist was lange Ansitze bis tief in den Winter zulässt.
Der Besatz kann sich auch sehen lassen. Karpfen bis an die magische 40 Pfund Grenze. Räuber wie Hechte, Zander und Welse sind ebenso beheimatet
wie sehr viele, zum Teil große, Aitel.

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Das Gewässer ist relativ einfach zu beangeln da keine Hindernisse im Wasser sind, jedoch sind schon so einige kampflos die Heimreise angetreten.
Auch für mich gab es in diesem Jahr einige Schneidertage, obwohl ich das Gewässer sehr gut kenne.

Jedoch bevor es losgehen konnte hieß es für mich noch mal ran an den Speck, Nachtschicht.
Die acht Stunden wollten einfach nicht vergehen bis ich mich endlich Richtung Hadersdorf im Mürztal aufmachen konnte.
Das Tackle wartete schon im Wagen als es so weit war.

Nebel soweit das Auge reicht, Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und die Müdigkeit nach getaner Arbeit vermochten meine Vorfreude zu
dämpfen, als ich auf der Autobahn die Abfahrt Mürzhofen erreichte.
Der See lag im tiefen Nebel und war doch erstaunlicherweise zu dieser Jahreszeit gut besucht. Doch mein ausgesuchter Platz war noch frei.
„Schnell das Zelt aufbauen und die Heizung anwerfen“, waren meine Gedanken, die dann trotz steifer Finger rasch in die Tat umgesetzt wurden.
Danach die Ruten, welche ich mit „Sushi – Junks“ bestückte, einmal in Ufernähe mit knapp 2m Tiefe, eine weitere in 5m und eine weitere in
knapp 9m Tiefe, ablegen um danach das Zelt aufzusuchen und den Schlafsack von innen zu besichtigen.

Nach 2 stündigem Schlaf weckte mich mein Kollege Kevin aus meinen Träumen.
Komplett verschlafen kroch ich aus Meiner 25° warmen Residenz um ihn zu begrüßen und beim Aufbauen seines Tackles zu helfen.
„So, endlich fertig. Futter fassen“. Dieser Satz klang wie Engelstrompeten in meinen Ohren.
Nach dem besagten Frühstück war es endlich soweit. Dauerton an einer von Kevins Ruten. Doch der Fisch entschied den Kampf für sich und
stieg aus.
Das Wetter war zu dieser Zeit auf unserer Seite. Sonnenschein und blauer Himmel, welcher auf eine sehr kalte Nacht hinwies.

Kurzer Hand entzündeten wir ein Lagerfeuer um den wunderschönen Abend nicht wegen der Kälte all zu früh im Zelt verbringen zu müssen.
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Die Temperaturen sanken sehr schnell, was unsere Blanks bewiesen.
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Zwei Stunden Schlaf forderten schließlich ihren Tribut und ich legte mich wieder ins traute Heim.
Kurz vor meinem Flug durchs Weltall wurde ich durch einen Dauerton von der Brücke katapultiert.
„Yes“, dachte ich mir und lief halb nackt nach draußen um den Kampf aufzunehmen.
Der Fisch zog ordentlich ab und stieg schlussendlich wieder aus. Total erniedrigt musste ich feststellen, dass der Haken stumpf war und es
schließlich meine Schuld war den Fisch verloren zu haben. Was wenn das der einzige Biss des Wochenendes war?
Nachzutrauern hilft ja bekanntlich nichts. Darum schnell einen neuen gebunden, montiert, Köder darauf und wieder raus damit, um anschließend
wieder mit Captain Kirk eine Runde im Weltraum zu fliegen.
4.JPG

Die Nacht verlief sehr ruhig. Alles was man hörte war der Schrei eines anderen Anglers der aus irgendeinem Grund seiner Wut freien Lauf ließ
was mir ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen zauberte.

Als Kirk und ich endlich Frieden mit den Klingonen schlossen, wurde ich erneut aus meiner Traumwelt geworfen… VOLLRUN!
Vom Schlaf benommen lief ich aus dem Zelt, es war bereits hell, und setzte den Anhieb. „Der sitzt“, dachte ich mir was sich bewahrheiten sollte.
Nach kurzem aber starkem Drill konnte ein Traumschuppi von 28 Pfund auf die Matte gelegt werden.
5.JPG
Es war mittlerweile 08:30 Uhr als erneut ein Bissanzeiger Alarm schlug.
Wieder konnte ich den Fisch landen. Ein kleiner Vielfraß mit riesigen Flossen von 16 Pfund.
6.JPG
Und danach? Frühstück!

Was uns Karpfenangler ja auszeichnet ist immer alles dabei zu haben. Ein Frühstück für kleine Könige stand uns bevor.
Während des Essens erzählte Kevin von seinen Ergebnissen der letzten Nacht. Zwei Rüssler mit 10 und 12 Pfund konnte er überlisten.
Also schon ein Hammer Ergebnis für uns.
Doch es sollte noch dicker werden.
Das Wetter wandelte sich wieder in ein 1A Traumwetter um. Windstill, blauer Himmel und viel Sonnenschein. Und das Ende November!
Am Tag ging das ganze Wochenende gar nichts. Da vertreibt man sich die Zeit mit lesen, Rigs binden und dem gespannten Warten auf die
nächste Nacht, welche eine Traumnacht werden sollte.

Nach unserem Feuerritual, wie letzte Nacht, begab ich mich wieder in mein Bivvy um weiter an einem spannenden Buch zu lesen.
Es war 22:00 Uhr als einer meiner Bissanzeiger wieder sein bestes gab um mich aus den Träumen zu holen.
Es sollte der stärkste Drill des Jahres werden.
Nach knappen 30 minütigem Kampf, bei absolutem Tiefpunkt der Tagestemperatur, Mensch gegen Kampfrüssler, stand ich als glücklicher Sieger fest.
Wieder ein Karpfen über der 20 Pfund Marke, nämlich genau 20 Pfund. Hammer!
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Die Finger waren erstarrt vor Kälte was der Karpfensack bewieß, welchen wir für die Demonstration nass gemacht hatten.
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Danach „Back to the roots“ und ab ins warme Zelt.
Der Höhepunkt stand mir jedoch noch bevor.
Um 02:00 erneut ein Biss. Der Fisch nahm fast keine Schnur, nur ich bekam ihn nicht hoch. Er saugte sich förmlich am Gewässergrund fest.
„Das issn Dicker“ sagte Kevin der den Biss auch mitbekommen hatte und zu mir kam um mir beizustehen.
Nach ewigen auf und ab gab er schlussendlich doch auf und trieb an der Oberfläche. Wir trauten unseren Augen nicht.
Ein Hammer Fisch von 38 Pfund konnte gelandet werden.
9.JPG

Jubelnd, voller Adrenalin und überglücklich begab ich mich wieder ins Zelt um von diesem Fisch zu träumen.
Für den restlichen Ausflug verstummten meine Bissanzeiger.
Ein wunderschönes, emotionales und beruhigendes Wochenende lag hinter mir.

Michael Steinegger

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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von Kaindlau » 14.12.2011, 08:22

Servus @Mountain_Carp

Sehr spannender Bericht :applaus:
mir ist schon beim lesen kalt geworden :lol:

Petri aus Enns
Der vielleicht letzte klassische Ansitzangler Österreich`s
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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von Zanderheli » 14.12.2011, 08:38

Toller Bericht!

Mich würd interessieren in welcher Tiefe die Fische gebissen haben.

Danke
alles liebe
heli
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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von Schuppi89 » 14.12.2011, 09:48

Cooler Bericht...

.....Ich hab mal auf Google Earth nachgeschaut und hab gesehen das in St Marein im Mürztal auch 3 Schöne Baggerseen sind


lg
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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von rob gone fishing » 14.12.2011, 11:43

schöner bericht und coole fotos.
das mit der gefrorenem sack gefällt besonders.
lg rob

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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von Polsi » 14.12.2011, 11:47

Ich bepetriheile dich hiermit! Super Fische, vor allem für die Jahreszeit.
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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von stone » 14.12.2011, 12:28

Danke Leute. Also die Fische wurden in 5 bzw 9m!!! Tiefe gefangen.

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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von Polsi » 14.12.2011, 12:39

Ja, das ist nicht ungewöhnlich. Ich habe schon Karpfen in 18 Meter Tiefe gefangen.
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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von stone » 14.12.2011, 12:49

Im Sommer fängst da garnix drum find ichs schön zu beobachten ab wann bzw welchen temperaturen sie dahin wandern :)
awa 18m is stark ;)

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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von Zanderheli » 14.12.2011, 17:36

Thanks für die Info.

Fische ab 2012 in einem vergleichbarem Teich.

alles liebe
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Re: Geheimtipp in der grünen Mark

Beitrag von hgb » 16.12.2011, 21:53

Super Bericht und ein kräftiges Petri Heil !

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