Gummiköder auf Gelatinebasis

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Erich
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Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von Erich »

Hallo,

ich versuche meinen weichmacherbelasteten Plastikmüll, den ich in Form abgerissener Gummifische in der Donau hinterlasse, durch Umstieg auf Gummiköder auf Gelatinebasis zu reduzieren. Dass ein Umstieg weg vom Plastik kein Fehler wäre, wird nicht zuletzt in diesem Thema angesprochen.

Habe schon etliche Gieß-Versuche gemacht und auch schon etwas damit geangelt.
Einige meiner bisherigen Resultate sehen so aus:
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Aitel und Bachforellen reagieren gut darauf. Ein Test mit Zandern fehlt wegen der derzeitigen Schonzeit noch.

Mein derzeit verwendetes Rezept:
Zutaten:
- 2 2/3 Blatt Gelatine (als Vorbereitung 5 min. in kaltes Wasser einlegen)
- 2 Teelöffel (=10ml) Glyzerin
- 1 Teelöffel Kristallzucker
- nach Bedarf ein paar Tropfen Lebensmittelfarbe
- nach Bedarf ein feines Fliegengitter zur Erhöhung der Reissfestigkeit

Zubereitung:
Ich erhitze das Ganze in einem kleinen Kochtopf auf dem Herd auf ca. 55 Grad. Damit ist die Masse ausreichend flüssig, um sie in Formen zu gießen. Danach ca. 7 min. Abkühlung im Tiefkühlfach. Der Köder ist dann ausreichend fest.
Arbeiten kann man natürlich in der Küche, weil anders als beim Plastisol-Gießen keine giftigen Dämpfe entstehen und man daher auch keine Schutzmaske braucht. Auch Verbrennungsgefahr besteht durch die geringe benötigte Hitze praktisch nicht. Es gibt auch keine Geruchsbelästigung (außer man will Fischöl etc. dazumischen :)).

Erste Erfahrungen:
- Die Flexibilität des Materials ist gut. Die Schaufelschwänze wackeln.
- Die Reissfestigkeit ist ein Thema. Verstärkung durch Netz oder Fäden von Vorteil.
- Im Wasser quellen die Köder etwas auf (werden ca. 15% größer), lösen sich aber nicht auf. Im Trockenen schrumpfen sie wieder.

Über weitere Praxiserfahrungen werde ich berichten.
Falls schon jemand Erfahrung damit hat, würde ich mich über Tipps freuen.

Erich
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OldManAndTheSea
Zander
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von OldManAndTheSea »

Wau das finde ich wirklich innovativ! :applaus:

Da müsste man eigentlich auch gut ein Lockmittel einbauen können. Ein paar Tropfen Duftstoffe halt. Bin sehr gespannt wie es läuft!
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regus
Huchen
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von regus »

Nicht schlecht Erich, echt Respekt :la ola:

War das deine Idee oder kann man das wo nachlesen? Bezüglich Haltbarkeit braucht man sicher nur ein paar gute Ideen.
Eventuell ein paar Fäden einer Sisalschnur, das sind Naturfasern und die sind in verschiedensten Stärken zu kaufen.
fuschlsee0
Huchen
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von fuschlsee0 »

Großer Beifall von meiner Seite! Endlich eine sinnvolle Innovation auf dem Ködersektor. Ich hoffe, Du bist erfolgreich mit Deinen Experimenten. Wäre dann für ein paar Tipps sehr dankbar.
caWALLERo
Zander
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von caWALLERo »

Schöne Formen hast du da Erich!

Wie siehts bei dir mit der Haltbarkeit der Köder aus? Wie lange widerstehen sie dem Wasser bzw der mechanischen Belastung?
Gab/Gibt von Fritz Germany Fresh Bait eine Seite, die dieses Konzept vermarktet haben, war mir seinerzeit zu teuer, so das auch eigene Versuche mit Gelatine herhalten mussten, aber längst nicht so schön wie deine Ausführungen.
Viel Spass beim weitertüfteln, vielleicht kaufen wir ja bald biodegredable shads aus deiner Produktion :)

LG,
Fabio
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Hardi
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von Hardi »

Wow. Tolle Sache!!! Halte uns bitte am laufenden :) :applaus:
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Zanderheli
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von Zanderheli »

Super Sache Erich! Klingt sehr einfach dank Deiner tollen Anleitung!
neuer
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von neuer »

:) Geniale Idee! Wie lang dauert es denn bis sich der Köder aufgelöst hat?
Wie lang hättest du die Köder im wasser?
LG Neuer
Erich
Brasse
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von Erich »

Danke an alle für das Lob. Freut mich, dass diese Köder auf Interesse stoßen.
Werde eure Fragen nach und nach beantworten.
Erich
Brasse
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von Erich »

Erste Antworten zu euren Fragen:
neuer hat geschrieben: 21.04.2022, 23:21 Wie lang dauert es denn bis sich der Köder aufgelöst hat?
Wie lang hättest du die Köder im wasser?
caWALLERo hat geschrieben: 21.04.2022, 08:41 Wie siehts bei dir mit der Haltbarkeit der Köder aus? Wie lange widerstehen sie dem Wasser bzw der mechanischen Belastung?
Die Köder lösen sich in kaltem Wasser nicht auf. Es gibt von dem her also keine Zeitbegrenzung. Sie quellen aber nach einiger Zeit etwas auf, werden ca. 15% größer. Im Trockenen schrumpfen sie wieder.

Zur Veranschaulichung:
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Beide Gummifische auf dem Bild wurden mit der selben Form gegossen.
Der obere ist ca. 1,5 Stunden in einem Glas Leitungswasser gelegen. Der untere nicht.

> Zu mechanischer Belastbarkeit:
Wie im Startposting schon erwähnt, ist die Reissfestigkeit deutlich geringer als bei normalen Plastisol-Ködern. Verstärkung durch ein Gewebe ist hilfreich. Mir ist dafür als erste Lösung feines Fliegengitter eingefallen. Das ist aus Kunststoff, aber da finden sich vermutlich auch noch geeignete natürliche Materialien, wie zB die von regus angesprochenen Fäden aus Sisalschnur. Habe auch schon eine Lösung mit Wollfäden gesehen.
Vielleicht gäbe es auch Zutaten, die die Reissfestigkeit erhöhen, ohne die Flexibilität zu verringern. Gummibärli sind ja auch sehr zäh. Lebensmittelchemie-Wissen wäre gefragt...
TheCK
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von TheCK »

Erich hat geschrieben: 22.04.2022, 13:57 Vielleicht gäbe es auch Zutaten, die die Reissfestigkeit erhöhen, ohne die Flexibilität zu verringern. Gummibärli sind ja auch sehr zäh. Lebensmittelchemie-Wissen wäre gefragt...
Ich könnte mir vorstellen, dass die "üblichen" Verdickungsmittel, wie z.B. Speisestärke oder Guarkernmehl, eventuell auch geriebene Flohsamenschalen hier für die Stabilität sehr hilfreich sein könnten.
LG
Chris
Die Grundel
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von Die Grundel »

Hallo DANKE für das Thema

bzgl. mechanischer Belastbarkeit:

vlt. hilft ein Stück Leinstoff(oder Baumwollstoff) welcher genau den Querschnitt des Köders hat und auch mittig eingegossen wird..??


lg
g.
Erich
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von Erich »

regus hat geschrieben: 21.04.2022, 07:37 War das deine Idee oder kann man das wo nachlesen?
Nein, ist ursprünglich nicht meine Idee. Als mir der Gedanke vor Jahren mal kam, ergab ein Blick ins Internet, dass diese Idee andere schon Jahre zuvor hatten - auch in diesem Forum. Siehe Thema des Monats 08/2017: Gummifische gießen & Umweltaspekte.
Nur die im Eingangsposting angeführte Rezeptur habe ich so noch nicht gefunden. Sie ist das Ergebnis aus Recherche und eigenen Versuchen.

Ich wende die Idee an, weil ich sie für einen interessanten Ansatz für mein Vorhaben halte, meinen Plastikmüll, den ich durch Gummiköder-Abrisse in der Donau hinterlasse, deutlich zu reduzieren. Wie gut der Ansatz dafür geeignet ist und was man ev. noch verbessern kann, gilt es herausfinden.
Und ich lenke vielleicht ein wenig die Aufmerksamkeit auf diesen Ansatz. Interesse daran besteht offensichtlich. Vielleicht wollen ja andere diesen Ansatz auch verfolgen und ausprobieren.

Es gab auch schon jemanden, der diese Idee in eine kaufbare Lösung umgesetzt hat. Gelatine-Köder wurde vor Jahren auf leckerbissen.fish angeboten. Inzwischen wurde der Verkauf aber wieder eingestellt, da sich herausgestellt hat, dass die Köder den Versand bei Sommerhitze nicht heil überstehen, weil Gelatine hitzeempfindlich ist. Aber beim Eigenbau gibt es ja dieses Versand-Problem glücklicherweise nicht.

Wenn also jemand die Möglichkeiten und Grenzen von Gummiködern auf Gelatinebasis ermitteln möchte oder eigene Ideen dazu austesten möchte, dem bleibt derzeit mWn nur der Weg, sie selbst herzustellen. Der Aufwand dafür ist aber nicht groß, wie ich finde.

Benötigte Sachen für den Eigenbau:
1. Eine Gießform: Eine Gießform aus Silikon, mit der man 2 Größen gießen kann (6cm für Forelle/Barsch und 10cm für Zander), gibt es z.B. um 8 Euro bei bleigussformen-shop.de. (Dort gibt es auch Produkte zum Herstellen eigener Formen)
giessform1.jpg
giessform1.jpg (14.25 KiB) 3137 mal betrachtet
Ich bin damit sofort gut zurecht gekommen, obwohl ich bisher keinerlei Gießerfahrung hatte.

2. Ein Rezept: Im Eingangsposting habe ich ein brauchbares Rezept als Ausgangspunkt angeführt.
Die benötigten Zutaten sind leicht erhältlich:
- Blattgelatine und Lebensmittelfarbe gibt's in der Küche oder im nächsten Supermarkt in der Backzutaten-Abteilung (Gelatine gibt es auch in Pulverform; erfordert dann halt eine angepasste Rezeptur). Auch Geliermittel auf pflanzlicher Basis (zB Agar-Agar) könnte man testen.
- Glyzerin gibt es in der Apotheke oder deutlich billiger im Internet (Literpreis ca. 10 Euro)

Eine Alternative ist das auch schon von caWALLERo angesprochene Gelatineköder-DIY-Set, das es seit vielen Jahren auf dem Markt gibt. Nennt sich 'Fritz Germany Fresh Bait Gel Starter Set Body Shaker' und ist hier zu finden: https://www.angel-domaene.de/fritz-germ ... 35609.html. Ich habe damit bis jetzt aber keine Erfahrung.

Gutes Gelingen für alle, die es selbst probieren möchten!

Erich
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inchiku
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von inchiku »

Vorwege, coole Idee, auch wenn es schon vorher Versuche gab, aber schön, dass man hier weitermacht.

Eventuell wären eingegossene Bleikörper statt Bleiköpfe eine Option, um den Körper stabiler zu machen? Daran könnte man auch ein gerolltes Fasernetz anbringen, welches vom Blei bis zum Schwanzende geht und man darum die Gelatine gießt. Bedarf dann zwar etwas mehr Vorarbeit um die Bleikörpfer mit dem gerollten Netz zu verbinden, sollte aber dafür eine gewisse Festigkeit gewährleisten.
caWALLERo
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Re: Gummiköder auf Gelatinebasis

Beitrag von caWALLERo »

inchiku hat geschrieben: 27.04.2022, 09:57 Vorwege, coole Idee, auch wenn es schon vorher Versuche gab, aber schön, dass man hier weitermacht.

Eventuell wären eingegossene Bleikörper statt Bleiköpfe eine Option, um den Körper stabiler zu machen? Daran könnte man auch ein gerolltes Fasernetz anbringen, welches vom Blei bis zum Schwanzende geht und man darum die Gelatine gießt. Bedarf dann zwar etwas mehr Vorarbeit um die Bleikörpfer mit dem gerollten Netz zu verbinden, sollte aber dafür eine gewisse Festigkeit gewährleisten.
Hi,
das würde doch die ganze Sache ad absurdum führen oder nicht?
Wofür einen biologisch abbaubaren Köder bauen, nur um diesen dann mit Blei auszustopfen? :)

LG,
Fabio
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