Aber ich bleibe dabei, dass Moral ein flexibles Gebilde in dem Sinne ist, dass ein Mensch seine moralischen Vorstellungen im Laufe seines Lebens anpasst, und dass dabei nicht die Herkunft oder Zugehörigkeit, sondern das soziale Umfeld die tragende Rolle spielt.
Das braucht aber seine Zeit, bzw. das eigene Gewissen kann nicht nach Belieben spontan angepasst werden: Einfach mal nach Kroatien fahren, mit Lebendköder angeln und sagen: "Die machens ja auch" ist eine Selbsttäuschung (von mir aus auch "Doppelmoral") unter der Vorraussetzung, dass man den Lebendköder eigentlich für "fragwürdig" hält.
Damit komme ich zu einem wichtigen Punkt:
Im Verlauf der Diskussion habe ich den Eindruck gewonnen, dass manche hier den Lebendköder entgegen ihrer moralischen Überzeugungen am liebsten auch in Österreich einsetzen würden wenn's denn erlaubt wär. Sie nehmen also das (vermutete, mögliche, denkbare) Tierleid bewusst in Kauf, um möglicherweise bessere/dickere/geilere Fische zu fangen.
Von meinem Standpunkt aus ist das ein zutiefst amoralisches Verhalten, weil das Tierleid bewusst und entgegen den eigenen Überzeugungen (!) billigend in Kauf genommen wird, und ich finde, hier muss man mal einfach Farbe bekennen und sagen:
"Ja, ich bin davon überzeugt dass meine moralischen Vorstellungen die besseren bzw. gefestigteren sind. Ich lehne diese fragwürdige Praxis aus Überzeugung ab und denke nicht im Traum daran, hier irgendeine Form der Akzeptanz einzuräumen."
Ich finde, Fuschlsee geht hier mit seinen Appellen nicht mal weit genug, bzw. er machte eingangs den Fehler, an die Moral des Anglers zu appellieren anstatt seine persönliche Ablehnung dezidiert kundzutun. Einen verbindlichen, allgemeingültigen Moralbegriff für alle Angler zu definieren ist fast unmöglich.
Volle Zustimmung, und mit dem Zusatz "Persönliche Meinung" kriegt das gleich deutlich mehr Schlagkraft ohne den Kombattanten in seiner Ehre zu verletzen.fuschlsee0 hat geschrieben:Ja, für mich ist es einfach "Blödsinn" einen lebenden Fisch am Rig herumschwimmen zu lassen, damit man einen grösseren Fisch fängt. Sorry, aber dazu steh ich. Und mit meiner persönlichen Meinung werde ich nicht hinterm Berg halten. Du wirst das schon aushalten.
Und komm jetzt bitte nicht damit, dass wir Angler zusammenhalten müssten, um in der Öffentlichkeit das Angeln zu stärken. Ich meine, Angeln kann nur dann im öffentlichen Diskurs bestehen, wenn jeder Angler darauf achtet, möglichst verträgliche Arten des Angelns durchzuführen.
Lebendköderfischen, kübelweise Boilies in Gewässer einzubringen, Fischen als Rekordsucht, u.v.m.. Das ist der öffentlichen Meinung abträglich. Ein Diskurs übers Fischen sicher nicht!