bluefin tuna project

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zwi
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bluefin tuna project

Beitrag von zwi » 09.09.2019, 11:33

Hi!

Vor zwei Wochen sass ich Flugzeug von Göteborg nach Helsinki und da ich nicht extra eine Rute aufgeben wollte hatte ich sie zwischen den Beinen verstaut. Mein Gangnachbar sprach mich daraufhin an wohin es geht und ich erzählte dass ich Richtung Turku in die Schären fahre und dass mir diese Fischerei ja nicht unbedingt so liegt, da es reines “Fleischfischen” ist – wobei der Barsch ja sicher einer der besten Speisefische fuer mich ist, mag ich das stundenlange filetieren nicht. Mein gegenueber berichtet mir dass er gerade von einem Tuna Tagging Projekt kommt, dass jährlich vor den Kuesten von Dänemark und Schweden stattfindet, es aber leider wegen des Wetters abgebrochen wurde. Es entsteht ein langes Gespräch ueber alle möglichen Arten der Fischerei C&R, Wettkampffischen, das Börnholm Masters,…. und finden dabei heraus dass wir gemeinsame Bekannte in der Fischerei haben (das schöne an FInnland ist dass ja jeder irgendwie jeden um die Ecke kennt, zumindest einen Cousin bei Lordi hat oder neben einer der Ex Frauen von Matti Nykänen (RiP) gelebt hat).
Später machte ich mich ein wenig ueber dieses Tuna Projekt schlau, ich habe davon nur am Rande mitbekommen dass sich die Blue Fin Tunas mittlerweile in immer nördlichere Gefilde begeben aber ich wusste nicht dass diese sich bereits vor den Kueste Schwedens befinden. Was mir bei diesem Projekt aber besonders ins Auge geschossen ist, dass WWF, Universitäten, Fischereiverbände und Fischer gemeinsame Sache machen. Tolle Sache

infos dazu in Englisch
https://www.eaa-europe.org/news/12011/s ... weden.html

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Re: bluefin tuna project

Beitrag von Lupus » 09.09.2019, 12:24

Sehr interessant. Ich kenn mich zwar mit Meeresfischen und Meeresfischerei jetzt nicht direkt aus, aber dass Blauflossenthunfische so weit nördlich hinaufziehen, hätte ich jetzt auch nicht vermutet. ich habe die mehr mit Mittelmeer assoziiert.

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thomasfischt
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Re: bluefin tuna project

Beitrag von thomasfischt » 09.09.2019, 13:14

Guter Beitrag!

Das interessante an dem Ganzen ist aber, dass die BFT dort nicht zum ersten mal hingezogen sind.

Vor Jahrzehnten war die Gegend ein berühmtes und erfolgreiches Big Game Revier für wirklich große Blauflossen-Thune. Wie so oft in der Natur hat es aus mehreren Gründen (sicher auch aber nicht nur durch die kommerzielle Überfischung der Nahrungsgrundlage) eine Veränderung gegeben, sodass die BFT dort in ihrem Fressreviere fast nicht mehr gefunden worden sind. Die Charterindustrie ist natürlich daraufhin eingebrochen und die Gegend in Vergessenheit geraten.

ich darf hier dazu einen Beitrag aus einem anderen Forum zitieren:

"Der Öresund, das Gewässer zwischen Kattegat und Ostsee, war früher berühmt für seine Thunfische : Der damals bekannte schwedische Big-Gamer Arvid Carlander fing dort nach Kriegsende in einer Woche 6 Thune mit einem Gesamtgewicht von 1.239 kg. Zwei Jahre später konnte Carlander an einem Tag 6 Fische mit einem Gesamtgewicht von 1.000 kg landen und 1949 dann 9 Thune in vier Tagen. Selbst der schwedische König Gustav Adolf ließ sich von dem Fieber anstecken und fing seinen ersten Thun mit Rute und Rolle im Öresund. „Thunfisch-König“ wurde allerdings der Däne Carl Bauder. 1949 fing er 68 Tune mit einem Gesamtgewicht von 10.310 kg. Den Titel bekam er von der Big-Game-Gemeinde verliehen, weil er allein in einer Woche 18 Thune gefangen hatte. Wegen des sensationell guten Fischens wurde noch 1949 der Thunfisch Club Skandinaviens gegründet. Der Club richtete dann in den folgenden Jahren jeweils zwei- bis dreitägige Thuna Competitions aus. An ihnen nahmen bis zu 100 Boote teil und Teams reisten selbst aus den USA, Australien und Südafrika an. In dieser Zeit, den Jahren um 1950, wurden in jeder Saison 300-400 Thune gefangen. Aus dem Jahr 1950 stammt auch der bis heute ungebrochene, skandinavische Rekord: ein Fisch mit 372 kg, gefangen von dem Dänen Knud Kyvsgaard. Angelsaison im Öresund war August – Oktober. Große Thune jagten dann nach Hornhechten und Makrele. Die beste Angelmethode war dementsprechend Driftfischen und Anfüttern mit Makrele, Hornhecht oder Hering. 1954 mussten die Tournaments dann mangels Fisch eingestellt werden"

Der Thunfisch ist mMn eine Fressmaschine, die sich dorthin wagt wo es genug zu fressen gibt, gerade große Exemplare vertilgen sehr viel Futter und wenn sie dieses nicht mehr im Mittelmeer und im Ostatlantik finden schwimmen sie halt dorthin wo es mehr gibt. Anscheinend dürfte sich die Gegend dort was den Futterfisch angeht einigermaßen erholt haben, was ein positives Zeichen wäre. Dänemark hat da glaub ich einiges an Schutz durchgesetzt. Auch wenn das kältere Wasser auch mehr Energieverlust bedeutet, solange es genug zu fressen gibt nehmen sie das wohl in Kauf.

Durch die Anbringung der Sender kann man die Zugrouten der Thune genau nachvollziehen. Wenn so ein Fass dann im Mittelmeer an den Haken ging und dann vor Dänemark wieder gefangen wird, kann man ablesen wie viel Seemeilen in welcher Zeit zurückgelegt werden und wie viel Gewicht und Länger der Fisch zugelegt hat. Das ist schon toll.

Eins bleibt aber selbst bei dieser erfreulichen Tatsache zu hoffen: Wenn die Großindustrie es für rentabel hält dort auf Thune zu fischen kann der Spaß wieder ein schnelles Ende nehmen...Erste kommerzielle Lizenzen und Fangquoten (derzeit noch sehr kleine) wurden bereits von Norwegen ausgegeben. Und wenn die ICCAT ihre Hände auch im Spiel hat kann das spannend werden.
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