Was heißt andersdenkend? Die EU wird seit Jahrzehnten vor allem von der EVP regiert, der die ÖVP angehört. Alles was in Sachen Landwirtschaft in den letzten 30 Jahren passiert ist geht auf deren Konto... mit dem Resultat dass die Politik rein die Großindustrielle-Landwirtschaft und den Handel gefördert hat, die kleineren gucken alle in die Röhre, kriegen für ihre Milch pro Liter ein paar Cent während im Supermarkt das Drei- bis Vierfache kostet... Ein Verbot oder eine Reduzierung von Antibiotikafütterung haben sie seit 15 Jahren verhindert, weil das ja die Kleinbauern gegenüber den Tierfabriken wieder wettbewerbsfähig machen würde ...
Ich frag mich echt was diese Diskussion hier darstellen soll. Auf der einen Seite wird auf den innerösterreichischen Föderalismus geschimpft, der inneffizient, teuer und eine Spielwiese für die Korruption ist, wo jeder eine eigene Extrawurst braucht und in Summe nie was weitergeht...
Auf der anderen Seite wollen wir einen EU-internen Föderalismus, weil unsere Land ja was ganz Besonderes ist, wo Naturgesetze grundsätzlich anders funktionieren und sowieso keiner was dreinreden darf....
OK ... dann haben wir halt den selben Käse wie bisher wie z.B. bei der Bahn, wo jedes Land eine andere Norm bei der Höhe der Bahnsteige hat, und mehrere verschiedene Netzspannungen etc. was den internationalen Zugverkehr deutlich erschwert und dementsprechend teuer, langsamer, ineffizienter macht.
Was soll man von einem Land erwarten wo sogar die Angler gegen Gewässerschutz sind, wenn er von "außen aufgedrückt" werden muss, weil wir intern unseren Arsch niemals hochbekommen würden.
Mir ist klar, dass meine etwas überspitzte Formulierung hier in Wirklichkeit nicht hilfreich ist. Es soll auch bitte keiner persönlich nehmen oder sich angegriffen fühlen. Es ist mehr ein Ausdruck meiner Gefühle zu dem ganzen Thema, der sich hier etwas Luft verschafft hat.
Wenn ich das un-emotional ausdrücken würde wollen, würde ich einen Vergleich zur Software Entwicklung ziehen, wo es im Wesentlichen immer darum geht so gut wie möglich zu Generalisieren, also Regeln zu finden die möglichst viel bzw. alles abdecken und möglichst wenig zu Spezialisieren, also zusätzliche Regeln zu finden, die für einige Spazialfälle notwendig sind.
Das heißt: Spezialregeln müssen entsprechend gut begründet sein.
Was also ist bei uns in Österreich so anders, dass unsere komplett mit Kraftwerken zugebauten Flüsse eines anderen Gewässerschutzes bedürfen als die restlichen vollkommen mit Kraftwerken zugebauten Flüsse. Was ist an unserer Kulturlandschaft so anders, als dass es anderer Regeln bedarf als in der restlichen EU wo es auch genug bergige Regionen gibt.
Letztlich zum Thema Ernährungssicherheit:
Was unsere landwirtschaftliche Produktion in Zukunft massiv beeinträchtigen wird, sind Nässe und Trockenperioden sowie Hagel und Frost Ereignisse.
Eine unschöne Entwicklung ist dabei z.B. folgende: In Österreich wird die Agrarförderung über die geförderten Flächen bemessen, die laufend neu evaluiert werden (Wir haben ja soviel Zeit und Geld den Landwirten ein paar Euro Förderung streitig zu machen, dass wir dafür jede Menge Personal beschäftigen müssen). Die Landwirtschaftskammer, die natürlich auch wieder für jedes Bundesland eine eigene Fraktion hat, bemisst das über Satellitenbilder. Der Algorithmus der das auswertet (oder wie auch immer das gemacht wird), wertet automatisch alle Flächen kleiner auf die am Bild ein Schatten fällt. Das hat dazu geführt dass die Landwirte, um nicht weniger Förderungen zu bekommen, alle die an die Flächen angrenzenden Strauchgürtel und Bäume beseitigt haben, die den Schatten werfen. Dadurch fällt aber auch der Windschutz weg, sowie die Nistplätze für Vögel, Unterschlupf für Niederwild etc., wodurch die Austrocknung der Flächen durch den Wind erhöht wird und die Ausbreitung von Schädlingen gefördert wird etc. Naja, österreichische Lösung eben.
Was dazukommt, ist ein sehr ernstes Problem bei der Düngemittelherstellung: Anorganische Phosphatlagerstätten sind weltweit ziemlich erschöpft. D.h. Dünger wird sehr teuer werden, weil unter anderen bisher auch sehr ineffizient eingesetzt. Agrarpflanzen sind darauf hinausgezüchtet möglichst schnell zu fruchten und möglichst wenig in Wurzelwachstum zu investieren. D.h. Dünger kann nur aus den obersten Erdschichten aufgenommen werden und der Rest wird ausgeschwemmt und landet im Meer. Zudem geringe Trockenheitsresistenz. Da war ja auch die EU Saatgut-Verordnung, die zum Glück letztlich abgelehnt wurde und wohl Produkt von Lobbying einiger Agrarriesen gewesen sein dürfte. --> Umso wichtiger dass im EU Parlament Parteien gestärkt werden die Umweltinteressen vertreten und nicht NUR reine Wirtschaftsinteressen, bzw. Lobbyinginteressen. Also überlegt euch was ihr wählt ^^
Allgemein kann man ohnehin feststellen dass die Frage Umweltschutz gegen wirtschaftliche Interessen oft darauf hinausläuft, dass ein Unternehmen sich kurzzeitig die Taschen vollstopft, wobei ein Umweltschaden generiert wird für dessen Kosten am Ende des Tages der Staat und damit das Volk aufkommt. Bestes Beispiel ist die vermeintlich billige Kernkraft. Die Errichtung der Kraftwerke zahlt zu großen Teilen der Staat, weil sonst bei der Sicherheit gespart wird

. Dann wird billige Energie produziert, wobei sich der Energiepreis für den Verbraucher ja bekanntlich am Ende nach dem Gaspreis richtet, aber nur wenn dieser steigt, wenn er wieder fällt NATÜRLICH nicht. Die Kosten die für den Abtransport, Entsorgung und Lagerung der radioaktiven Abfälle anfällt zahlt natürlich wieder der Staat (muss eh nur für 40.000 Jahre gelagert werden), und die Cs des Energiekonzerns können sich einen dicken Bonus auszahlen. Aber dafür haben wir ja nun ein paar Arbeitsplätze im Kernkraftwerk und sollen da möglichst ewig dafür dankbar sein, dass wir uns für den Lohn den Strom trotzdem kaum leisten können...
Mist... immer wenn ich mit den Themen anfange, verfalle ich zwangläufig dem Zynismus... Sorry