Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
- Andreas
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Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Hallo zusammen,
in wenigen Tagen geht es los. Gerade rechtzeitig zum ersten Schnee und rund um den nächsten Vollmond werde ich mein Glück für eine Woche lang in den naturbelassenen, wilden Flüssen des Balkans versuchen. Zielfisch: Huchen.
Ich bin dabei mit unserem Forenpartner Velibor Ivanovic von www.angelabenteuer-balkan.com unterwegs.
Natürlich werde ich einen ausführlichen Bericht schreiben.
Drückt mir die Daumen
TL,
Andreas
in wenigen Tagen geht es los. Gerade rechtzeitig zum ersten Schnee und rund um den nächsten Vollmond werde ich mein Glück für eine Woche lang in den naturbelassenen, wilden Flüssen des Balkans versuchen. Zielfisch: Huchen.
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Re: Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
An welche Flüsse wird es denn gehen? Beneide Dich! Fettes Petri!
Fuschlsee0
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Re: Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Viel Erfolg und erfrier nicht!
Freu mich schon auf den Bericht, dann ist die "Winterpause" wenigstens halbwegs erträglich
Freu mich schon auf den Bericht, dann ist die "Winterpause" wenigstens halbwegs erträglich
LG
Chris
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- Andreas
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Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Danke. Wir fahren an die Drina in Serbien und dann nach Bosnien und Slowenien spontan an Flüsse mit passendem Wasserstand.
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Re: Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Wow! Drina! Una? Unec? Kolpa? Sava? Am Balkan befinden sich die letzten wirklich schönen Flüsse Europas!
- Gregor der Fischer
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Re: Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Ich wünsch dir ein kräftiges Petri Heil!
Lg Gregor
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Ein Fisch-Ein Ziel-2014
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Re: Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Hört sich gut, ich freue mich schon auf den Bericht. Da möchte ich auch mal hin.
Petri Heil und viel Spass.
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- Köderfisch
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Re: Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Oh ja, das hört sich wahnsinnig spannend an sehr toll! ganz viel erfolg dir
- Andreas
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Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
sitze grade am flughafen in ljubljana und nehme viele schöne eindrücke und wenig fischerglück mit nachhause. ein ausführlicher bericht folgt bald.
mnogo muko za jedam hucho.
tl andreas
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tl andreas
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- Huchen
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Re: Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Freu mich! Ein wenig oder wenig Fischglück?!
Aber die Fischerei allein muss schon geil sein.
Aber die Fischerei allein muss schon geil sein.
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- Andreas
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Re: Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Spät aber doch: Der Bericht.
Schon lange hatte ich eine Reise in den Balkan im Hinterkopf, um die unberührte Natur und die Großsalmoniden dieser Region kennenzulernen. Es gibt im Wesentlichen zwei Flusssysteme, das adriatische und das des Schwarzen Meeres. Meine Reise führte mich an das Schwarzmeersystem, wo der Huchen die Spitze der Unterwasser-Nahrungskette darstellt, und eben dieser war auch unser erklärter Zielfisch.
Bereits im Vorfeld besprach ich die Reisedetails mit Velibor Ivanovic, unserem Forenpartner und Inhaber von http://www.angelabenteuer-balkan.com. Nach der unkomplizierten Anreise per Flugzeug wartete schon Miroslav, genannt Boske, in Belgrad auf uns. Wir hatten eine viereinhalbstündige Autofahrt vor uns, die jedoch kurzweiliger nicht hätte sein können. Neben den unzähligen Geschichten, die uns Boske während der Fahrt erzählte, genossen wir vor allem unseren kleinen Zwischenstopp an einem Berggasthof. Es wurden schlicht und einfach dreieinhalb Kilogramm Lammfleisch mit Salat bestellt. Ich war begeistert und überzeugt, niemals je ein besseres Stück Fleisch zwischen die Zähne bekommen zu können. Alleine dieser Imbiss wäre den Trip schon wert gewesen.
Gut genährt kamen wir etwas später und nach dem Überqueren des serbisch-bosnischen Grenzflusses Drina in Boskes Geburtshaus an. Der herrliche selbstgebrannte Sliwowitz und einige einheimische Freunde warteten schon auf uns. Das Haus befindet sich direkt am Fuße eines kleinen Hügels, auf dem die Kirche über dem Dorf thront. Nur wenige Schritte waren nötig, um den herrlichen Blick über die Drina und den so genannten „Old Man’s Pool“ genießen zu können, der Heimat von Huchen jenseits der Dreißig-Kilogramm-Marke.
Schon wenig später kam auch Velibor, genannt Caki, mit zwei deutschen Anglern an und nach ein oder zwei weiteren Runden Sliwowitz machten wir uns auf ans Wasser. Die Drina ist mit einer Länge von 345 Kilometern einer von Europas größten Gebirgsflüssen. Die bis zu 1000 Meter langen Pools sind zum Teil 20 Meter tief und von kanalartigen Rinnen durchzogen. Ein zirka 30 Kilometer stromaufwärts liegendes Wasserkraftwerk sorgt für einen ganztägigen Wasserstandswechsel, deshalb ist es sehr wichtig, einen ortskundigen Guide mit dabei zu haben. Im Klartext, die Fangchancen steigen um ein Vielfaches, wenn man weiß, an welchen Stellen die Huchen bei einem gewissen Wasserstand rauben. Außerdem sind Wasserschwankungen beim Watangeln nicht ungefährlich. Der Huchen liegt tagelang inaktiv am Boden der Pools. Er jagt sehr selten, sein Futter sind Weißfische (Nasen, Döbel, etc.) die sich in der Drina in großer Zahl finden. Die Wasserschwankungen spülen die Weißfische an die Randbereiche des Gewässers. Der Huchen fühlt mit seiner Schwimmblase die kommende Welle und schwimmt aus seinem Pool an die Ränder zu potenziellen Futterstellen, immer an den gleichen Plätze. Hin und wieder gehen übrigens auch große Bachforellen als Beifang an den Haken. Ich durfte Fotos von Fischen mit bis zu 13 Kilogramm bestaunen.
Beim Angelgerät sollte man keine Kompromisse eingehen. Ruten mit einer Länge von mindestens 2,70 Metern und einem Wurfgewicht von mindestens 100 Gramm aufwärts je nach Hersteller sind erste Wahl. Bei den Rollen greift man am besten auf Großfischrollen, wie man sie vom Karpfen- und Welsangeln kennt, zurück. Geangelt wird vorwiegend mit geflochtener Schnur ab 0,30 mm Durchmesser und monofilen oder noch besser Fluorcarbon-Vorfächern ab 0,50 mm. Die Köder müssen an diesem Gewässer teilweise sehr weit geworfen werden, um an gute Plätze zu kommen. Deshalb wird auch viel mit schweren Silikonwobblern (bis 80g) gearbeitet, um die nötige Wurfweite zu erreichen.
Wer hier seinen Köder auswirft, ist im Tal der Riesen. Schon der erste Biss kann einen kapitalen Fisch bringen, was aber natürlich nicht die Regel ist. Unzählige gefangene Fische zwischen 15 und 30 Kilogramm unterstreichen dieses absolut einzigartige Potenzial an der Drina.
Und da stehen wir nun an der bosnischen Seite der Drina am Old Man’s Pool und überlegen, welcher Köder wohl als erstes in Wasser fliegen soll. Ein paar einheimische Angler geben uns viel zu viele Tipps, und am Ende entscheide ich mich für einen Klassiker: den Effzett. Ob ihr es glaubt oder nicht, der fünfte Wurf bringt den Biss und ich drille in der Abenddämmerung meinen ersten Drina-Huchen, ein Exemplar von geschätzten 60 Zentimetern Länge. Leider schlitzt der Fisch kurz vor der Landung aus und ich denke noch, was solls…
Der erste Abend endet, wie er begonnen hat. Wir sitzen in der gemütlichen Wohnstube und genießen selbstgemachtes Gulasch. Es wird viel über Köder philosophiert, auf Deutsch, Englisch und Serbokroatisch. Ich dachte, ich sei ein Köderfreak, aber die Einheimischen belehren mich eines Besseren. Jedes Detail wird genau unter die Lupe genommen, und eigentlich vertrauen die Jungs nur jenen Ködern, die von den Meistern unter ihnen von Hand gebaut wurden. Jeder Wobbler ein Unikat, jede Schaumkoppe ein eigenes Muster, Zöpfe in zehn verschiedenen Brauntönen und dann noch Glavinjaras, die bereits erwähnten Silikonwobbler.
Der nächste Tag beginnt und wir alle warten nur darauf, dass das Wasser am Old Man’s Pool steigt und die Huchen genau vor unseren Beinen zu rauben beginnen. Natürlich sind wir uns bewusst, dass wir hier auf einen der schlausten Räuber des Süßwassers angeln, dass selbst hier nicht hinter jedem Stein ein kapitaler Huchen lauert, aber wir sind optimistisch. Wir vertrauen Cakis Tipp, dass wir hier am besten Platz des gesamten Reviers fischen und machen Wurf um Wurf, probieren Köder um Köder. Nichts. Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Am dritten Tag kehren wir dem Old Man’s Pool nach eigenem Wunsch den Rücken und lassen uns einige Kilometer stromabwärts absetzen. So haben wir die Chance, das Gewässer kennenzulernen und die atemberaubende Landschaft zu genießen. Am Ende des Tages wissen wir, warum gerade der Old Man’s Pool ein so perfektes Heim für Großhuchen darstellt. Über lange Strecken sind in der Drina keine besonderen Hotspots auszumachen, aber am Pool gibt es die besagten tiefen Rinnen, Flachwasserzonen, Steinblöcke und jede Menge Weißfisch. Wegen der Umstellung auf die Winterzeit haben wir das Zeitgefühl etwas verloren, stehen bis zum Bauchnabel im glasklaren Wasser und bewundern den aufgehenden Vollmond. Perfekte Bedingungen eigentlich. Wir angeln wie die einheimischen Angler mit flachlaufenden Handmade-Wobblern. Wurf um Wurf, Stunde um Stunde, bis tief in die Nacht hinein. Nichts. Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Tag vier beginnt bereits im Morgengrauen mit den ersten Würfen. Wo? Am Old Man’s Pool, wo sonst. Wir wissen, hier treibt sich irgendwo der König des Pools herum, doch die Wahrscheinlichkeit, ihm zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Köder zu präsentieren, gleich einem Lotteriespiel. Doch wir bleiben optimistisch und fordern unser Glück heraus, Wurf um Wurf, Stunde um Stunde. Was soll ich sagen, Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Am Abend brechen wir unsere Lager ab und machen uns auf den Weg Richtung Zentralbosnien. Ich denke an meinen sechziger Huchen und daran, wie gerne ich den Burschen fotografiert hätte… Unser neues Ziel heißt Sana. Ein kleinerer Fluss mit gutem Forellenbestand und natürlich auch dem einen oder anderen Huchen. Als wir ankommen, stehen wir quasi schon mitten in einem der besten Pools, doch diesmal entscheide ich mich für das schnelle Abfischen einzelner Hotspots. Auch die Sana wird von tiefen Steinrinnen durchfurcht. Ich wate teils bis direkt an die Kanten und klopfe den Grund mit Huchenzöpfen ab. Wir haben nur fünf Stunden Zeit, und die vergehen wie im Flug. Unser Treffpunkt befindet sich einige Kilometer stromabwärts und ich muss sehen, dass ich weiterkomme. Mittlerweile beangle ich nur noch die absoluten Top-Stellen und lasse viele aussichtsreiche Spots hinter mir. Am Ende einer Außenkurve öffnet sich plötzlich ein tiefschwarzer Pool. An der Oberfläche sind Weißfische zu beobachten und ich denke nur noch an den darunter kreisenden Großhuchen. Jetzt nicht zu viel Wasser aufwirbeln beim Anwaten des Spots. Im Gänsemarsch erreiche ich eine gute Wurfposition und platziere den Zopf am gegenüberliegenden Ufer im seichten Wasser. Langsam führe ich ihn in die tiefe Rinne und zupfe ihn gefühlvoll an mich heran. Auf halbem Weg durchfährt plötzlich ein Schlag meinen ganzen Körper. Wie ferngesteuert schnellt mein rechter Arm mit der Rute nach oben, starker Widerstand, zirka eine Sekunde lang und dann… Nichts. Ich zittere am ganzen Körper. Ich habe soeben den Fehlbiss eines starken Fisches einstecken müssen. Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Es hat wohl auch nicht wollen sein mit meinem bosnischen Huchen. Eine Chance bleibt mir aber noch. Der letzte Tag ist der slowenischen Sava gewidmet, und wir machen uns erneut voller Zuversicht auf den Weg. Spätabends kommen wir im verregneten Zielgebiet an und müssen den Anblick eines hochwassergefluteten Gebirgsflusses ertragen. Im Dunkel der Nacht treiben Baumstämme durch das kaffeebraune Wasser. An Angeln ist wohl die nächsten Tage nicht zu denken. So sei es und ein letztes Mal sage ich: Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Am Ende steigen wir also als Schneider ins Flugzeug, blicken jedoch auf eine Woche voller fantastischer Eindrücke und mit der Sehnsucht nach einer baldigen Wiederkehr zurück. Nicht nur meine Köderboxen sind voll mit handgemachten Wobblern, Zöpfen, Schaumkoppen und Glavinjaras, auch mein Gehirn hat die Ereignisse und Erkenntnisse abgespeichert und wartet nur darauf, das Erlernte in den heimischen Huchenrevieren umzusetzen.
Tight Lines,
Andreas
Schon lange hatte ich eine Reise in den Balkan im Hinterkopf, um die unberührte Natur und die Großsalmoniden dieser Region kennenzulernen. Es gibt im Wesentlichen zwei Flusssysteme, das adriatische und das des Schwarzen Meeres. Meine Reise führte mich an das Schwarzmeersystem, wo der Huchen die Spitze der Unterwasser-Nahrungskette darstellt, und eben dieser war auch unser erklärter Zielfisch.
Bereits im Vorfeld besprach ich die Reisedetails mit Velibor Ivanovic, unserem Forenpartner und Inhaber von http://www.angelabenteuer-balkan.com. Nach der unkomplizierten Anreise per Flugzeug wartete schon Miroslav, genannt Boske, in Belgrad auf uns. Wir hatten eine viereinhalbstündige Autofahrt vor uns, die jedoch kurzweiliger nicht hätte sein können. Neben den unzähligen Geschichten, die uns Boske während der Fahrt erzählte, genossen wir vor allem unseren kleinen Zwischenstopp an einem Berggasthof. Es wurden schlicht und einfach dreieinhalb Kilogramm Lammfleisch mit Salat bestellt. Ich war begeistert und überzeugt, niemals je ein besseres Stück Fleisch zwischen die Zähne bekommen zu können. Alleine dieser Imbiss wäre den Trip schon wert gewesen.
Gut genährt kamen wir etwas später und nach dem Überqueren des serbisch-bosnischen Grenzflusses Drina in Boskes Geburtshaus an. Der herrliche selbstgebrannte Sliwowitz und einige einheimische Freunde warteten schon auf uns. Das Haus befindet sich direkt am Fuße eines kleinen Hügels, auf dem die Kirche über dem Dorf thront. Nur wenige Schritte waren nötig, um den herrlichen Blick über die Drina und den so genannten „Old Man’s Pool“ genießen zu können, der Heimat von Huchen jenseits der Dreißig-Kilogramm-Marke.
Schon wenig später kam auch Velibor, genannt Caki, mit zwei deutschen Anglern an und nach ein oder zwei weiteren Runden Sliwowitz machten wir uns auf ans Wasser. Die Drina ist mit einer Länge von 345 Kilometern einer von Europas größten Gebirgsflüssen. Die bis zu 1000 Meter langen Pools sind zum Teil 20 Meter tief und von kanalartigen Rinnen durchzogen. Ein zirka 30 Kilometer stromaufwärts liegendes Wasserkraftwerk sorgt für einen ganztägigen Wasserstandswechsel, deshalb ist es sehr wichtig, einen ortskundigen Guide mit dabei zu haben. Im Klartext, die Fangchancen steigen um ein Vielfaches, wenn man weiß, an welchen Stellen die Huchen bei einem gewissen Wasserstand rauben. Außerdem sind Wasserschwankungen beim Watangeln nicht ungefährlich. Der Huchen liegt tagelang inaktiv am Boden der Pools. Er jagt sehr selten, sein Futter sind Weißfische (Nasen, Döbel, etc.) die sich in der Drina in großer Zahl finden. Die Wasserschwankungen spülen die Weißfische an die Randbereiche des Gewässers. Der Huchen fühlt mit seiner Schwimmblase die kommende Welle und schwimmt aus seinem Pool an die Ränder zu potenziellen Futterstellen, immer an den gleichen Plätze. Hin und wieder gehen übrigens auch große Bachforellen als Beifang an den Haken. Ich durfte Fotos von Fischen mit bis zu 13 Kilogramm bestaunen.
Beim Angelgerät sollte man keine Kompromisse eingehen. Ruten mit einer Länge von mindestens 2,70 Metern und einem Wurfgewicht von mindestens 100 Gramm aufwärts je nach Hersteller sind erste Wahl. Bei den Rollen greift man am besten auf Großfischrollen, wie man sie vom Karpfen- und Welsangeln kennt, zurück. Geangelt wird vorwiegend mit geflochtener Schnur ab 0,30 mm Durchmesser und monofilen oder noch besser Fluorcarbon-Vorfächern ab 0,50 mm. Die Köder müssen an diesem Gewässer teilweise sehr weit geworfen werden, um an gute Plätze zu kommen. Deshalb wird auch viel mit schweren Silikonwobblern (bis 80g) gearbeitet, um die nötige Wurfweite zu erreichen.
Wer hier seinen Köder auswirft, ist im Tal der Riesen. Schon der erste Biss kann einen kapitalen Fisch bringen, was aber natürlich nicht die Regel ist. Unzählige gefangene Fische zwischen 15 und 30 Kilogramm unterstreichen dieses absolut einzigartige Potenzial an der Drina.
Und da stehen wir nun an der bosnischen Seite der Drina am Old Man’s Pool und überlegen, welcher Köder wohl als erstes in Wasser fliegen soll. Ein paar einheimische Angler geben uns viel zu viele Tipps, und am Ende entscheide ich mich für einen Klassiker: den Effzett. Ob ihr es glaubt oder nicht, der fünfte Wurf bringt den Biss und ich drille in der Abenddämmerung meinen ersten Drina-Huchen, ein Exemplar von geschätzten 60 Zentimetern Länge. Leider schlitzt der Fisch kurz vor der Landung aus und ich denke noch, was solls…
Der erste Abend endet, wie er begonnen hat. Wir sitzen in der gemütlichen Wohnstube und genießen selbstgemachtes Gulasch. Es wird viel über Köder philosophiert, auf Deutsch, Englisch und Serbokroatisch. Ich dachte, ich sei ein Köderfreak, aber die Einheimischen belehren mich eines Besseren. Jedes Detail wird genau unter die Lupe genommen, und eigentlich vertrauen die Jungs nur jenen Ködern, die von den Meistern unter ihnen von Hand gebaut wurden. Jeder Wobbler ein Unikat, jede Schaumkoppe ein eigenes Muster, Zöpfe in zehn verschiedenen Brauntönen und dann noch Glavinjaras, die bereits erwähnten Silikonwobbler.
Der nächste Tag beginnt und wir alle warten nur darauf, dass das Wasser am Old Man’s Pool steigt und die Huchen genau vor unseren Beinen zu rauben beginnen. Natürlich sind wir uns bewusst, dass wir hier auf einen der schlausten Räuber des Süßwassers angeln, dass selbst hier nicht hinter jedem Stein ein kapitaler Huchen lauert, aber wir sind optimistisch. Wir vertrauen Cakis Tipp, dass wir hier am besten Platz des gesamten Reviers fischen und machen Wurf um Wurf, probieren Köder um Köder. Nichts. Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Am dritten Tag kehren wir dem Old Man’s Pool nach eigenem Wunsch den Rücken und lassen uns einige Kilometer stromabwärts absetzen. So haben wir die Chance, das Gewässer kennenzulernen und die atemberaubende Landschaft zu genießen. Am Ende des Tages wissen wir, warum gerade der Old Man’s Pool ein so perfektes Heim für Großhuchen darstellt. Über lange Strecken sind in der Drina keine besonderen Hotspots auszumachen, aber am Pool gibt es die besagten tiefen Rinnen, Flachwasserzonen, Steinblöcke und jede Menge Weißfisch. Wegen der Umstellung auf die Winterzeit haben wir das Zeitgefühl etwas verloren, stehen bis zum Bauchnabel im glasklaren Wasser und bewundern den aufgehenden Vollmond. Perfekte Bedingungen eigentlich. Wir angeln wie die einheimischen Angler mit flachlaufenden Handmade-Wobblern. Wurf um Wurf, Stunde um Stunde, bis tief in die Nacht hinein. Nichts. Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Tag vier beginnt bereits im Morgengrauen mit den ersten Würfen. Wo? Am Old Man’s Pool, wo sonst. Wir wissen, hier treibt sich irgendwo der König des Pools herum, doch die Wahrscheinlichkeit, ihm zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Köder zu präsentieren, gleich einem Lotteriespiel. Doch wir bleiben optimistisch und fordern unser Glück heraus, Wurf um Wurf, Stunde um Stunde. Was soll ich sagen, Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Am Abend brechen wir unsere Lager ab und machen uns auf den Weg Richtung Zentralbosnien. Ich denke an meinen sechziger Huchen und daran, wie gerne ich den Burschen fotografiert hätte… Unser neues Ziel heißt Sana. Ein kleinerer Fluss mit gutem Forellenbestand und natürlich auch dem einen oder anderen Huchen. Als wir ankommen, stehen wir quasi schon mitten in einem der besten Pools, doch diesmal entscheide ich mich für das schnelle Abfischen einzelner Hotspots. Auch die Sana wird von tiefen Steinrinnen durchfurcht. Ich wate teils bis direkt an die Kanten und klopfe den Grund mit Huchenzöpfen ab. Wir haben nur fünf Stunden Zeit, und die vergehen wie im Flug. Unser Treffpunkt befindet sich einige Kilometer stromabwärts und ich muss sehen, dass ich weiterkomme. Mittlerweile beangle ich nur noch die absoluten Top-Stellen und lasse viele aussichtsreiche Spots hinter mir. Am Ende einer Außenkurve öffnet sich plötzlich ein tiefschwarzer Pool. An der Oberfläche sind Weißfische zu beobachten und ich denke nur noch an den darunter kreisenden Großhuchen. Jetzt nicht zu viel Wasser aufwirbeln beim Anwaten des Spots. Im Gänsemarsch erreiche ich eine gute Wurfposition und platziere den Zopf am gegenüberliegenden Ufer im seichten Wasser. Langsam führe ich ihn in die tiefe Rinne und zupfe ihn gefühlvoll an mich heran. Auf halbem Weg durchfährt plötzlich ein Schlag meinen ganzen Körper. Wie ferngesteuert schnellt mein rechter Arm mit der Rute nach oben, starker Widerstand, zirka eine Sekunde lang und dann… Nichts. Ich zittere am ganzen Körper. Ich habe soeben den Fehlbiss eines starken Fisches einstecken müssen. Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Es hat wohl auch nicht wollen sein mit meinem bosnischen Huchen. Eine Chance bleibt mir aber noch. Der letzte Tag ist der slowenischen Sava gewidmet, und wir machen uns erneut voller Zuversicht auf den Weg. Spätabends kommen wir im verregneten Zielgebiet an und müssen den Anblick eines hochwassergefluteten Gebirgsflusses ertragen. Im Dunkel der Nacht treiben Baumstämme durch das kaffeebraune Wasser. An Angeln ist wohl die nächsten Tage nicht zu denken. So sei es und ein letztes Mal sage ich: Huchenangeln, wie ich es auch von zuhause gut kenne.
Am Ende steigen wir also als Schneider ins Flugzeug, blicken jedoch auf eine Woche voller fantastischer Eindrücke und mit der Sehnsucht nach einer baldigen Wiederkehr zurück. Nicht nur meine Köderboxen sind voll mit handgemachten Wobblern, Zöpfen, Schaumkoppen und Glavinjaras, auch mein Gehirn hat die Ereignisse und Erkenntnisse abgespeichert und wartet nur darauf, das Erlernte in den heimischen Huchenrevieren umzusetzen.
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Re: Huchentrip Serbien, Bosnien, Slowenien
Geiler Bericht!
Schade, dass es nicht geklappt hat.
Huchenfischen, wie auch ich es gut kenne.
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Huchenfischen, wie auch ich es gut kenne.
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