"Arten, Farben und Formen"
Boilies gibt es in den unterschiedlichsten Größen (als Größenangabe wird der Durchmesser in Millimeter
angegeben) Formen und Farben, aber grundsätzlich gliedert man Boilies in die Kategorien:
• Sinker
• Wafter
• Pop Up
Sinker sind Boilies, die aufgrund ihres Gewichtes zu Boden sinken.
Wafters sind ausbalancierte, d.h. schwebende Boilies.
Pop Ups sind auftreibende (schwimmende) Boilies. Der Auftrieb muss stark genug sein, um den Haken
mit anzuheben.
Es gibt nicht nur runde Boilies…
Ich denke, es ist allgemein bekannt, warum Boilies rund sind?
Richtig, damit sie mit dem Wurfrohr auf Distanz gebracht werden können!
Dem Fisch ist es aber herzlich egal, ob die potentielle Nahrung rund oder eckig ist.
Im Handel werden fast ausschließlich runde Boilies angeboten, aber die eckigen Vertreter haben ebenfalls
ihre Berechtigung. Eckige Boilies machen vor allem Sinn, wenn z.B. nahe am Ufer geangelt wird und der
Grund steil abfällt; oder direkt an der Kante eines Plateaus. Oder in Abschnitten mit einer leichten Strömung!
Besonders findige Tacklefirmen haben ja bereits Gerätschaften entwickelt, um runde Boilies zu halbieren, usw…
also so verkehrt kann dieser Ansatz nicht sein.

Das Problem mit den eckigen Boilies besteht in erster Linie, sie auf Distanz bringen; ohne Boot oder Futterboot
ist das nur im Mittel- und Nahbereich möglich.
Farben
Das Thema Farben ist für mich ein sehr spekulatives, denn es gibt unterschiedliche Aussagen zum
Thema „Sehvermögen von Karpfen“. Wie gut bzw. wie schlecht die Rüssler wirklich sehen, kann ich nicht beurteilen,
sondern das Thema eher nach logischen Ansätzen behandeln.
Es liegt für mich auf der Hand, dass in sehr vielen Situationen die Farbe der Kugel keine Rolle spielt, denn in trüben
Gewässern dringt kein Tageslicht bis an den Gewässergrund. Genauso verhält es sich in der Nacht, egal ob an trüben
oder klaren Gewässern.
Tagsüber, in besonders klaren Gewässern, wo das Tageslicht den Gewässergrund erreicht, wird der Fisch unterschiedliche
Farben wahrnehmen können, zumindest sagt das die Wissenschaft. Unter diesen Voraussetzungen kann die Farbe eines
Boilies tatsächlich den Unterschied ausmachen, aber eine pauschale Festlegung auf auffällige oder unauffällige Farben ist
nicht möglich, da sprichwörtlich jeder Karpfen anders tickt.
Nicht umsonst gibt es auch hier mehrere Meinungen: die einen behaupten, eine grelle Kugel verschreckt die Fische,
während die anderen genau vom Gegenteil überzeugt sind, nämlich dass ein farblich besonders auffälliger Boilie die
Neugier des Fisches weckt und ihn so zum Biss verleitet.
Beide Argumente haben also ihre Berechtigung.

Beim Angeln auf der Oberfläche oder im Mittelwasser (mit Zig-Rigs) messe ich der Farbe eine wesentlich höhere
Bedeutung bei, denn hier wird sich der Fisch weniger auf seinen ausgeprägten Geschmacksinn verlassen können als
z.B. beim Wühlen am Grund.
Ich differenziere Boilies aber auch noch nach den folgenden Kriterien; da dies für die Angelei, für das
Gewässer und vor allem für den Fisch nicht unerheblich ist:
Konkret spreche ich hier von den Jahreszeiten und vom Gewässertyp.
Stehendes- oder fließendes Gewässer
Der Stillwasserangler hat hier alle Möglichkeiten, egal ob er auf Sinker, Wafters oder Pop-Ups zurückgreift,
er kann also aus dem Vollen schöpfen.
Dem Fließwasserangler bieten sich hier vermeintlich weniger Optionen, in erster Linie werden hier schwere Sinker
verwendet. „Schwer“ hängt weniger mit der Größe des Boilies ab, sondern von den verarbeiteten Zutaten.
Nehmt einen 20mm Sinker und einen 20mm Pop-Up in die Hand…alles klar?

Das soll aber keinesfalls bedeuten, dass im Fließgewässern keine Pop-Ups, Schneemannmontagen oder ausbalancierte
Wafters verwendet werden können/sollten.
Weiters sollte ein höherer Anteil an Attraktoren verwendet werden, um in der Strömung eine entsprechende
Lockwirkung erzielen zu können.
Und, last but not least, tendiere ich hier zu eckigen Boilies, da die runden Vertreter schon bei geringer Strömung
wegrollen (der Boilie am Haar kann nicht wegrollen, aber die Boilies, mit denen angefüttert wird).
Jahreszeiten
Die meisten Angler setzen ihre Boilies ganzjährig ein, obwohl das bei kalten Wassertemperaturen durchaus
problematisch sein kann. Ich spreche hier konkret den Einsatz von sehr fetten, ölhaltigen Boilies im Winter an.
Der Karpfen fährt als wechselwarmes Tier ab einer Wassertemperatur von ca. 10 Grad den Stoffwechsel
auf ein Minimum hinunter und verbraucht dadurch wesentlich weniger Energie.
Eine sehr fette, ölige Kugel hat unter diesen Umständen negative Auswirkungen auf das Verdauungssystem
und somit auf das Wohlbefinden des Tieres. Weiters wird das Gewässer dadurch unnötig belastet.
Ab dem Frühjahr, wenn die Fische ihre Energiedepots für das Laichgeschäft auffüllen, kommen dann die
fetthaltigen und energiereichen Boilies zum Einsatz.
Man kann diese Boilies dann den Sommer hindurch bis tief in den Herbst verwenden, eben bis zu dem Zeitpunkt,
wo die Wassertemperaturen wieder auf ca. 10 Grad sinkt. Umgekehrt können die im Winter verwendeten Boilies
natürlich auch im Sommer eingesetzt werden; sie liefern dem Fisch zwar weniger Energie, schaden tun sie aber
auf keinen Fall.
Um diese Unterscheidung etwas klarer hervorzuheben, möchte ich euch jeweils ein Beispiel bzw. eine
Beschreibung geben:
Im Winter
Winterboilies sollten einerseits eine hohe Instantwirkung haben („instant“ heißt, dass der Boilie einen hohen
Anteil an löslichen Mixanteilen beinhalten muss und diese rasch ins Wasser abgibt), andererseits auch entsprechend
auffällig sein, da die Fische sehr passiv sind und sich wenig im Gewässer bewegen. Die optische "Auffälligkeit"
würde ich aber nicht unbedingt als "Muss" bezeichnen, sondern eher als optional.
Gerne werden kleinere Größen (10mm - 14mm) verwendet. Ein typischer Winterboilie basiert auf einem Milchproteinmix,
weist einen hohen Proteingehalt bei niedrigem Fett- und Kohlehydratanteil aus.
Frühjahr bis Spätherbst
Diese Boilies benötigen weniger lösliche Zutaten, da sich Boilies bei wärmeren Temperaturen besser auswaschen.
Sowohl der Proteingehalt als auch der Fettanteil werden hoch gehalten, denn der Boilie soll dem Fisch auch die
benötigte Energie liefern.
Der klassische Vertreter basiert auf einem kräftigen Fisch- oder Fisch/Birdfoodmix und weist einen hohen Proteingehalt
bei hohem Fettanteil auf. Diese Boilies werden auch als sogenannte HNV (High Nutritional Value) Boilies bezeichnet.
Kohlehydratboilies
Kohlehydratboilies weisen in erster Linie einen hohen Kohlehydratanteil bei moderaten Protein- und Fettanteilen auf.
Klassische Vertreter sind Nuss- bzw. Birdfoodboilies. Auf diese Boilies würde ich in erster Linie in den warmen Sommer-
monaten zurückgreifen, wenn der Energiebedarf der Fische niedriger als im Frühjahr bzw. Spätherbst ist.
Pop-Ups können bedenkenlos das ganze Jahr eingesetzt werden, da diese nicht als Futter verwendet werden.
Die Schwierigkeit bei gekauften Boilies („Readys“) liegt in erster Linie daran, sie entsprechend zu kategorisieren,
da auf der Verpackung wenig brauchbare Information über die tatsächliche Zusammensetzung angeführt ist.

Um dieses und um andere Themen geht’s demnächst weiter! Bis bald!